Heiter bei Höchstwerten um 20 Grad: Das Wetter lud am vergangenen Wochenende vielfach zu Ausflügen und Aktivitäten im Freien ein. Einige Betreiber von Freibädern haben die Zeichen der Zeit erkannt und ihre Pforten bereits geöffnet - oftmals bei freiem Eintritt. Dennoch muss konstatiert werden, dass das Baden hierzulande aktuell nur etwas für "Hartgesottene" ist. Wen wundert's, haben wir doch erst Anfang April.
Ganz vorne mit einer am Tage und in einem Meter Tiefe gemessenen Wassertemperatur von 11 Grad dabei ist der größte See Deutschlands - der Bodensee. In manchen Uferabschnitten des Untersees (Teil des Bodensees westlich von Konstanz) wurden am gestrigen Sonntagnachmittag sogar schon bis zu 14 Grad registriert. Die breite Masse der Badeseen in Deutschland vermeldet derzeit jedoch nur Wassertemperaturen zwischen 7 und 10 Grad, wie die Müritz (9 Grad) beispielsweise. Damit liegt der Wert dort derzeit aber schon auf dem Niveau des langjährigen Mittels vom Kalendermonat Mai, ist also temperaturtechnisch schon etwa einen Monat voraus. Verglichen mit einem für Anfang April üblichen Wert von rund 5 Grad ist das Wasser derzeit 4 Grad wärmer, was hauptsächlich dem milden Winter geschuldet ist. Da dieser mehr oder weniger deutschlandweit zu verzeichnen war, kann man diese positive Anomalie analog auch auf weitere deutsche Badeseen projizieren. Dazu passt auch die Meldung der US-Raumfahrtbehörde NASA vom Dezember 2015, laut der sich die Seen derzeit weltweit im Mittel um 0,34°C pro Jahrzehnt aufgrund des Klimawandels erwärmen. Damit liegt diese Erwärmungsrate noch über denen der Ozeane und Atmosphäre.
Wer die Nähe zur Nord- und Ostsee sucht, braucht aktuell ebenfalls noch ein ziemlich "dickes Fell". Wassertemperaturen von 6 Grad an der Küste Usedoms und Rügens, 7 Grad auf Sylt und Helgoland und 9 Grad auf Norderney sind zwar recht frisch, doch beträgt die positive Anomalie auch hier rund 3 Grad - verglichen mit dem vieljährigen klimatologischen Mittel. Bei mäßigem Wind aus Südost bis Ost wird man daher am gestrigen Sonntag bei maximalen Lufttemperaturen um 9 Grad (Arkona 9,1 Grad, Greifswalder Oie 9,4 Grad) an der Ostküste Rügens trotz gelegentlichen Sonnenscheins eher zur dicken Jacke gegriffen haben. Sobald etwas Landmasse dem Wind vorgelagert war, konnte man sich immerhin über 15,4 Grad auf Hiddensee und 17,4 Grad in Karlshagen (Usedom) freuen und sich des Winter-Outfits entledigen.
Wer nicht bis zum Sommer warten und es schon jetzt gerne wärmer möchte, dem seien neben Klassikern wie Hallenbädern und der heimischen Badewanne exemplarisch die Balearen (15 Grad), die türkische Riviera (18 Grad) oder die Kanaren (19 Grad) empfohlen.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.04.2016
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst