Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus resultierenden Strömungsmustern der beteiligten Luftmassen in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten.
Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.
Seit vergangenem Sonntag (17.04.2016) dominiert eine "antizyklonale Nordwestlage" (wiss. Abkürzung NWa) unser Wetter, wobei "antizyklonal" für "hochdruckbeeinflusst" steht. In der mittleren und höheren Atmosphäre hat sich zwischen einem Hochdruckkeil über Westeuropa und tiefem Luftdruck über Fennoskandinavien sowie dem östlichen Mitteleuropa eine nordwestliche Strömung eingestellt.
Im Bodenniveau gelangte an der Nordostflanke des Hochdruckgebietes NORBERT mit Schwerpunkt bei den Britischen Inseln polare Meeresluft nach Mitteleuropa, die bei Aufklaren noch gebietsweise leichte Nachtfröste bringt. In die Strömung eingelagerte Kaltfronten bewirkten zunächst einen unbeständigen Wettercharakter mit wechselnder Bewölkung und durchziehenden Schauerstaffeln.
Wegen der Verstärkung und räumlichen Ausweitung der Hochdruckzone und dem daher antizyklonalen Charakter der Wetterlage kommt die Kaltluftmasse vorübergehend zur Ruhe, bevor fallender Luftdruck zum Wochenende in Deutschland für typisches Aprilwetter sorgt: bei wechselnder bis starker Bewölkung und kurzen sonnigen Abschnitten gibt es vielerorts Niederschläge, d.h. Regenfälle und Graupelschauer, in mittleren bis höheren Lagen ist sogar mit Schneeschauern zu rechnen.
Unten finden Sie ein Satellitenbild vom gestrigen Dienstag, den 19.04.2016, 14:00 Uhr UTC, mit den Isobaren des Bodenluftdruckes (in hPa) inkl. dem in der westlichen Nordsee lokalisierten Hochdruckgebiet NORBERT. Eingetragen sind außerdem Windbeobachtungen nach Stärke (in Bft) und Richtung (Windpfeile). Die gut strukturierte Quellbewölkung geht mit einer Kaltfront einher, die im Norden und Nordosten einzelne Schauer brachte.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.04.2016
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