Spätwinter Ende April - damals und heute

Der aktuell einsetzende Kaltlufteinbruch mit Spätwinter in den Bergen und nasskaltem "Schmuddelwetter" im Flachland ging in den vergangenen Tagen landesweit durch die Presse. Im gestrigen Thema des Tages wurde speziell Bezug auf die Entstehung, den zu erwartenden Wetterverlauf sowie den weiteren Trend in der kommenden Woche genommen. Wenngleich dieser massive Vorstoß polarer Luftmassen nicht ungewöhnlich ist, so stellt er doch gerade aufgrund der Andauer und Intensität ein sehr markantes Ereignis dar.

Der Schnee an sich hat es natürlich Ende April nicht leicht. Ihn zu "produzieren", ist bei ausreichendem Kaltluftdargebot über dem Europäischem Nordmeer, Skandinavien oder Nordrussland auch im späten Frühjahr zunächst einmal kein Problem. Sofern sich großräumig eine entsprechende nördliche Windkomponente einstellt und die Luftmassen rasch ohne große Umwege zu uns geführt werden, sind die Niederschläge gerne auch in der Übergangszeit zwischen Winter und Sommer mit (meist nassen) Flocken vermischt. Dieser bleibt jedoch aufgrund des weit fortgeschrittenen Sonnenstands und der damit verbundenen Globalstrahlung selbst bei negativen Lufttemperaturen tagsüber kaum liegen; immerhin entspricht die Höhe des aktuellen Sonnenstands schon dem Mitte Augusts. Hier braucht es schon stärkere Intensitäten des Niederschlags über einen längeren Zeitraum. Die große Chance eröffnet sich aber noch in den (wenn auch immer kürzer werdenden) Nachtstunden.

Und wie sah es nun in der Vergangenheit mit den Schneehöhen Ende April aus? Was haben wir überhaupt im langjährigen Mittel zu erwarten? Im Anhang finden Sie eine Karte, bei dem das mittlere Datum des letztens Auftretens einer Schneedecke deutschlandweit zu sehen ist. Betrachtet wird dabei der Zeitraum zwischen den Jahren 1971 bis 2000. Die rötliche Färbung steht dabei für ein frühes Ende des Winters. So treten im Mittel entlang des Rheins sowie in Ostfriesland bereits im Zeitraum von Mitte Februar bis Mitte März die letzten Schneedecken auf. In den blauen Bereichen müssen Sie zum Teil bis in den Juni hinein mit Schnee rechnen. Es verwundert nicht, dass dies vorrangig die höchsten Bergregionen betrifft.

Im Einzelfall kann es aber regional auch deutlich später sein. Zugegeben, vielerorts ist es schon etwas länger her, aber viele unter Ihnen werden sich bestimmt noch bildhaft erinnern. Häufig sind ja derart seltene Ereignisse mit herrlichen Anekdoten verknüpft. Beim Blick in die Statistik stechen vor allem die Jahre 1980 und 1981 heraus. So lagen beispielsweise am 25. April 1980 in München 13 cm, in Gera 20 cm und in Chemnitz sogar satte 37 cm Schnee. Im Erzgebirge herrschte bei 24-stündigen Neuschneemengen von 50 cm und resultierenden Gesamtschneehöhen von teils über 100 cm regelrechtes Chaos. Einen Tag später ist die Zugspitze mit einer maximalen Schneehöhe von 780 cm förmlich im Schnee versunken. Während es im Jahr 1980 vor allem die Mitte und den Süden des Landes kalt erwischte, bekam im folgenden Jahr auch der Norden und Südwesten eine kleine Schneepackung ab. Sogar direkt an der Nordsee konnte am 23. April 1981 in St. Peter-Ording eine Schneedecke von 3 cm registriert werden, in Cuxhaven waren es sogar 8 cm, was 4 Tage nach Ostern unter den Urlaubern sicherlich für einige Irritationen gesorgt haben dürfte. Wenige Tage später erwischt es am 28. April 1981 auch Rheinland-Pfalz (Trier 20 cm) und das Saarland (Tholey 22 cm) heftig.


Nun, ob es so dick kommt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Eine weiße Überraschung in Form einer dünnen Schneematschdecke ist in den Frühstunden aber auch im Flachland allemal drin. Das größte Potenzial dafür besteht voraussichtlich in den Morgenstunden des kommenden Dienstags, wenn in Verbindung mit einer weiteren Kaltfrontpassage ein neuer Schwall maritimer Polarluft arktischen Ursprungs zu uns gelangt.


Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.04.2016

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