Wer vergangene Woche die frühlingshaften Temperaturen unter freiem Himmel genossen hat, wird beim anschließenden Blick in den Spiegel vielleicht mit Erstaunen einer rote Nase entgegengeschaut - und dann auch wortwörtlich die Kraft der Sonne zu spüren bekommen haben.
Bei dem Auf und Ab der Temperaturen im April ist es wahrlich kein Wunder, dass die Sonnencreme gerne mal unbenutzt im Badezimmerschrank stehen bleibt. Dabei hätte es die Tatsache, dass die Höhe des aktuellen Sonnenstandes schon dem von Mitte August entspricht, eigentlich verdient, sich in viel mehr Köpfen einzunisten!
Diese durchaus nicht zu unterschätzende Sonnenkraft bekommt aber nicht nur die ein oder andere menschliche Nase, sondern auch der Schnee zu spüren.
Die derzeitige Wetterlage lässt vor allem in den Mittelgebirgen und bei kräftigen Schneeschauern auch in tiefen Lagen weiße Flocken vom Himmel rieseln. Doch wieso schmelzen die am Boden so schnell, zeigt das Thermometer doch nachts sogar frostige Werte an? Der Grund liegt am oben angesprochenen Sonnenstand und der damit verbundenen Globalstrahlung.
Die Globalstrahlung ist der gesamte Teil der Sonnenstrahlung, die auf die Erdoberfläche auftrifft und setzt sich aus direkter und diffuser Strahlung zusammen. Von direkter Strahlung spricht man, wenn die Strahlung ungehindert auf die Erde trifft, wenn also kein Wölkchen den Himmel trübt. Die diffuse Strahlung hingegen beschreibt den Anteil, der an Wolken, Dunst oder Nebel gestreut, reflektiert oder gebrochen wird und deshalb nicht gradlinig auf die Erdoberfläche auftritt.
Schaut man sich nun an, welche Kraft die Sonne im Jahresverlauf bei bedecktem und wolkenlosem Himmel hat (siehe Grafik), kann ein überaus interessanter Punkt festgestellt werden:
Bei bedecktem Himmel im April ist die Energie der diffusen Strahlung größer als die Energie der direkten Strahlung an einem wolkenlosen Tag im Februar! Das wiederum erklärt, warum es dem gefallenen Schnee - trotz wolkigem Himmel und winterlich anmutenden Temperaturen - derzeit so schnell an den Kragen geht.
Im Kampf gegen den Schnee geht die Sonne also als klare Siegerin hervor. Aber eigentlich ist das ja auch kein Wunder - ist sie doch Motor unseres Wetters und des gesamten Lebens...
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.04.2016
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