Zunächst soll erklärt werden, was eine Wolke ist bzw. wie sie entsteht.
Wolken sind eine sichtbare Anhäufung von Wasserdampf, die aus feinsten Wassertröpfchen oder Eiskristallen bestehen. Wolken entstehen, wenn der in der Atmosphäre enthaltene Wasserdampf an sogenannten Kondensationskernen bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100% kondensiert und Wassertröpfchen bzw. durch Gefrieren Eiskristalle bildet. Als Kondensationskerne bzw. -keime dienen beispielsweise Salzpartikel oder Staub. Je nach genauem Entstehungsprozess der Wolke und somit auch der Zusammensetzung der Wolkenpartikel entstehen die unterschiedlichsten Erscheinungsformen der Wolken.
Die erste Wolkenklassifikation wurde von dem englischen Pharmazeuten und Hobbymeteorologen Luke Howard im Jahre 1803 erstellt. Er teilte die Wolken in Anlehnung an die Biologie in Familien, Gattungen, Arten und Unterarten ein. Seine Einteilung ist heute noch in der verbesserten Klassifikation der WMO (World Meteorological Organization) als internationale Klassifikation gebräuchlich und soll im Folgenden kurz erläutert werden.
Grundsätzlich werden bei der Wolkenklassifikation das Erscheinungsbild, die Form, Größe und Gestalt der Wolke und die hervorgerufenen optischen Effekte wie Schatten oder Lichtdurchlässigkeit mit einbezogen. Daraus ergeben sich 4 Wolkenfamilien, 10 Wolkengattungen, 14 Wolkenarten, 9 Wolkenunterarten und 9 Sonderformen und Begleitwolken. Die jeweiligen Bezeichnungen sind auf www.dwd.de/tagesthema zu finden.
Die Wolkenfamilien lassen sich durch die Wolkenhöhe ("Stockwerke"; die angegebenen Werte gelten für die mittleren Breiten) festlegen: - tiefe Wolken in einer Höhe von 0 bis 2 km,
- mittelhohe Wolken in einer Höhe von 2 bis 7 km und - hohe Wolken in einer Höhe 5 bis 13 km.
Wolken, die eine große vertikale Erstreckung besitzen und sich somit über alle "Stockwerke" erstrecken, stellen die vierte Wolkenfamilie dar.
Die Gattungen teilen in der Regel die Familien in zwei Formen auf: haufenförmige Wolken (Cumulus) und schichtförmige Wolken (Stratus). Die hohen Wolken besitzen eine weitere Gattung, die sogenannten Schleierwolken (Cirrus), die vollständig aus Eiskristallen bestehen und Kondensstreifen ähneln. Im tiefen "Stockwerk" existiert noch eine Mischform aus Stratus und Cumulus (Stratocumulus), die prinzipiell wie eine schichtförmige Wolke ausschaut, in der aber noch markante Strukturen zu erkennen sind. Ist die Familie und Gattung der Wolke bekannt, ergibt sich der Name bzw. die Bezeichnung der Wolke. Für die tiefen Wolken gibt die Gattung den Namen vor. Bei hohen Wolken kommt ein "Cirro-" vor die Gattungsbezeichnung, bei mittelhohen ein "Alto-" und bei vertikal mächtigen Wolken ein "Nimbo-".
Die Wolkenart wird durch die Gestalt der Wolke bestimmt. So erhält beispielsweise eine linsenförmige Wolke den Beinamen lenticularis oder eine hakenförmige Wolke den Beinamen uncinus. Die Unterarten klassifizieren die Wolken dann noch genauer, z. B. erhält eine Wolke, die die Sonne besonders gut durchscheinen lässt, die Unterart translucidus.
Am Ende soll noch ein Beispiel zur Veranschaulichung angeführt werden. Die im Volksmund unter Schönwetterwolken bekannten Cumulus sind tiefe Wolken. Diese können Sie in den kommenden Tagen vor allem nachmittags beobachten. Je nach genauer Erscheinungsform erhalten sie den Beinamen (Wolkenart):
- humilis: horizontale Erstreckung ist höher als die vertikale, also breiter als hoch
- mediocris: mittelgroß
- congestus: vertikale Erstreckung ist höher als die horizontale, also höher als breit
Beispielbilder aller Wolkenbezeichnungen lassen sich im internationalen Wolkenatlas einsehen. Die deutsche Fassung ist unter "Wolkenatlas" im Wetterlexikon unter www.dwd.de/lexikon verfügbar.
M.Sc.-Met. Anna Wieczorek
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.05.2016
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst