So erträumt sich fast jeder ein langes freies Wochenende: Sonne pur und warme Temperaturen.
Dass das eigentliche Wochenende dann auch das wärmste des bisherigen Jahres wird, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Nach einer ersten frühlingshaften Periode Anfang April, bei der es am 05. im Südosten und Osten örtlich sogar einen Sommertag gab, blieb es bis Anfang Mai größtenteils bei eher gedämpften Temperaturen. Aus Sicht der Höchstwerte war deutschlandweit der 03.April der wärmste Tag des Aprils.
Der Mai begann mit normalen Höchstwerten von 15 Grad und nach einem ziemlich milden zweiten Mai ging es erstmal wieder bergab. An Himmelfahrt stiegen die Höchstwerte um 4 Grad gegenüber Mittwoch, am Freitag schossen die Maxima erneut um 4 Grad nach oben und mit durchschnittlich 22,5 Grad war schließlich auch der 03. April überboten. Am gestrigen Samstag gab es noch einen kleinen Zuschlag und wir erreichten durchschnittliche Maxima von 23,6 Grad.
Was ist dabei Anfang Mai so erwähnenswert?
Sicher nicht der gestern aufgestellte Jahresrekord für 2016 in Kleve am Niederrhein mit 27,8 Grad, denn für Rekorde müssten schon Temperaturen von mehr als 33 Grad gemessen werden. Vielmehr sind es die Sommertage an der Nord- und Ostseeküste, die äußerst ungewöhnlich sind und teils sogar Tagesrekorde darstellen. In Sankt Peter-Ording war es mit 25,7 Grad so warm wie noch nie an einem 08. Mai, auch z.B. auf Norderney und in Kirchdorf an der Ostsee wurden Werte über 25 Grad gemessen, die definitionsgemäß einen Sommertag bedeuten.
Wie kommt das?
Die Luft selbst wird von der Sonne kaum erwärmt, sondern auf dem Umweg über die Erdoberfläche, die sich durch den Sonnenschein aufwärmt und die Wärme an die Luft abgibt.
An der See stellt sich tagsüber an windschwachen Tagen eine Land-Seewind Zirkulation ein. Dann kommt die Luft vom kühlen Wasser, das zurzeit etwa 12 Grad warm ist.
Was im Sommer eine angenehme Kühlung bedeutet, verhindert im Frühjahr höhere Temperaturen an der Küste. So erklären sich die typischen Frühjahrsvorhersagetexte:
"Höchstwerte um 25, an der See bei auflandigem Wind nur 17 Grad."
Kommt der Wind aber so stark vom Land, dass er die Land-Seewindzirkulation unterdrückt, dann ist es auch an der Küste ähnlich warm wie auf dem Festland. Hoch Peter über dem Baltikum sorgte die letzten Tage für einen kräftigen Ost- bzw. Südostwind, so dass die normale Land-Seewindzirkulation nicht entstehen konnte. Alle Messstationen an der Küste, die "Landwind" hatten, maßen über-, die dem Seewind zugewandten unter 20 Grad.
Das geht dort prinzipiell auch die nächsten Tage so weiter, das Temperaturniveau geht allerdings etwas zurück.*
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.05.2016
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