Besonders während der kalten Jahreszeit kann man im Fernsehen oft alte oder neu verfilmte Märchenfilme genießen. Als Kind freute man sich über die spannenden Erzählungen und Erwachsene lassen sich dabei gerne in ihre Kindheit zurückversetzen. Neben den abenteuerlichen Erlebnissen kommen dabei immer wieder Szenen vor, in denen die Heldin oder der Held durch die Nacht reiten, laufen oder irren. Häufig erzeugt dabei die Kombination aus zahlreichen dünnen Wolken oder etwas Nebel und einem hell durch die Wolken scheinenden Vollmond eine mystische Stimmung, wenn der Mond, eingebettet in einer matten Lichtscheibe, am Himmel steht. Aber es gibt auch tagsüber zeitweise Lichterscheinungen, die die Sonne als ein Ring umgeben und mal mehr mal weniger strahlend am Himmel stehen.
Beide Lichterscheinungen haben unterschiedliche Namen und sind als "Hof" und "Halo" bekannt.
Es handelt sich dabei um optische Phänomene in der Atmosphäre, hervorgerufen durch Licht, das von der Sonne und dem Mond aus durch Wolken hindurch den Beobachter erreicht. Doch kritischen Beobachtern fallen sicherlich Unterschiede auf, die auf eine jeweils andere physikalische Entstehungsweise zurückzuführen sind. Wenden wir uns zunächst dem Halo zu, der im Thema des Tages vom 04.09.2015 bereits näher beschrieben wurde.
Ein Halo ist ein Lichtring, der durch sehr hohe Wolken hervorgerufen wird, die sich zwischen Mond oder Sonne und dem Beobachter befinden. Wir sprechen dabei von Cirruswolken (im Deutschen bekannt als "Federwolken"), die in 6 bis 12 km Höhe über dem Beobachter vorüberziehen. In dieser Höhe sind hauptsächlich Eiskristalle vorhanden, deren Spektrum von Säulen- bis hin zu Plättchenkristallen reicht. Einfallendes Licht wird in diesen Kristallen gebrochen und reflektiert, wobei die Ausrichtung des Kristalls und der Einfallswinkel des Lichts bestimmen, wie oft das Licht reflektiert oder gebrochen wird und mit welchen Farben es wieder aus dem Kristall austritt. Diese Lichtringe sind meist relativ scharf abgegrenzt und bilden einen deutlich sichtbaren Ring um den Himmelskörper. Ein Halo weist zum inneren Rand hin Farben auf, während er nach außen hin weiß erscheint. Beim Blick in Richtung Sonne sollte natürlich auf einen entsprechenden Augenschutz geachtet werden.
Die weiter oben angesprochene Lichterscheinung in den Märchen hat jedoch einen anderen physikalischen Entstehungsgrund und ist als "Korona" bekannt. Sie ist häufig um einen Mond zu beobachten. Zwar erscheint eine Korona auch um die Sonne, doch strahlt die Sonne so hell, dass die Korona nicht mehr zu erkennen ist.
Eine Korona entsteht, wenn dünne Wolken zum Beispiel vor den Mond ziehen. Diese Wolken sind mit einer Höhe von 3 bis 6 km deutlich tiefer gelegen als die zuvor angesprochenen Federwolken und bestehen somit hauptsächlich aus unterkühlten Wassertröpfchen. Der physikalische Unterschied ist der, dass in diesem Fall der Lichtstrahl gebeugt und nicht gebrochen wird. Wenn die Tröpfchen relativ gleich groß sind, erscheint die Korona entsprechend kreisrund und wirkt bei einem unterschiedlichen Tröpfchenspektrum eher "verwaschen". Die Korona ist unschärfer und deutlich ausgedehnter, wobei das Weiß innen und zum Beispiel die rötliche Farbe außen zu sehen sind.
Immer wieder ist auch die Bezeichnung "Hof" für Korona zu hören. Dabei wird ihr nachgesagt, dass bei ihrem Auftreten zeitnah mit schlechtem Wetter gerechnet werden muss. Das mag für einen Wolkenaufzug einer nahenden Front stimmen, doch kann eine Korona auch bei stabilen Lagen auftreten. Es muss nur gewährleistet sein, dass der Mond oder die Sonne durch die Wolkendecke scheinen können. Von daher bedeutet ein Mondhof nicht zwingend schlechtes Wetter.
Ob mystisch oder optisch schön, Halo und Hof erlauben doch einem interessierten Beobachter Rückschlüsse auf die Art der Wolken zu ziehen (ob eher aus Eiskristallen oder Wassertröpfchen bestehend und somit in welchem Wolkenstockwerk diese zu finden sind) und das selbst in der tiefsten Nacht.
Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2016
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