Bereits am vergangenen Sonntag, den 22.05.2016, bildeten sich in der Westhälfte Deutschlands im Vorfeld einer Kaltfront über Frankreich teils schwere Gewitter - in Verbindung mit einer rotierenden Gewitterzelle ("Superzelle") der Auftakt für eine ereignisreiche Gewitterwoche. In Meißen bei Minden in Nordrhein-Westfalen kam es zu Gewitterfallböen mit Windgeschwindigkeiten von lokal über 150 km/h (detailliert im Thema des Tages vom 25.05.16 unter www.dwd.de/tagesthema).
Am Montag war dann verstärkt der Osten Deutschlands betroffen. Über Sachsen und später auch Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg zog eine Superzelle mit heftigem Starkregen, Sturmböen und Hagel hinweg. In der Region um Bautzen (Sachsen) wurde von einer Hagelschicht bis zu einem halben Meter berichtet. Und auch der Dienstag verlief nicht ohne das Ziehen der roten Karte, also der Ausgabe einer Unwetterwarnung. Dieses Mal traf es den Osten Brandenburgs, wo örtlich schwere Gewitter mit Starkregen und Hagel auftraten. Eine kleine Verschnaufpause stand am Mittwoch und Donnerstag auf dem Plan. Die beiden Tage verliefen vergleichsweise ruhig, wenngleich die tägliche Portion Gewitter nicht fehlte.
Am Freitag übernahm dann zunehmend Tief ELVIRA mit Kern über dem Ostatlantik respektive Westeuropa das Ruder und steuerte mit einer südwestlichen Strömung warme und feuchte Luftmassen nach Deutschland, die nicht nur für schwül-warmes Wetterempfinden, sondern auch für weitere unwetterartige Gewitterentwicklungen sorgten. Am späten Vormittag bildeten sich bereits über der Eifel erste Schauer- und Gewitterzellen, die im weiteren Verlauf auch einen mittlerweile bestätigten Tornado hervorbrachten, wie Bildern und Videos einiger Social Media Seiten zu entnehmen ist. Aber auch große Hagelansammlungen und Überschwemmungen wie beispielsweise in Wiesbaden waren mit von der Partie. Dort mussten weiße Straßen mit Traktoren von den Hagelmassen befreit werden, Teile der Innenstadt standen unter Wasser. In anderen Teilen der Südwesthälfte zückten die Warnmeteorologen ebenfalls die rote Karte.
Der Samstag gestaltete sich vor allem in Flusstälern zunächst neblig-trüb, sonst zeigte sich in der Frühe auch mal die Sonne. Nach einer morgendlichen Gewitterdepression sprießten ab dem späten Vormittag in der Südhälfte Deutschlands wieder munter Gewitterzellen empor und brachten weitere Hagel- und Wassermassen. Im westlichen Rheinland-Pfalz wurden bei einem Blitzeinschlag 33 Menschen verletzt, darunter befanden sich 29 Kinder.
Und aktuell? Zurzeit liegt Deutschland im Bereich einer Tiefdruckrinne, deren Kern den Namen ELVIRA II trägt. Die wärmste und energiereichste Luft verlagert sich dabei zunehmend in die Osthälfte Deutschlands. Dort werden heute bei örtlich schwülwarmen 27 Grad wieder langsam ziehende, unwetterartige Gewitter erwartet. Mit im Gepäck ähnlich wie am gestrigen Samstag sind Starkregen, Hagel und Hagelansammlungen sowie vereinzelt Sturmböen. Die Südwesthälfte bleibt dagegen bei Temperaturen um 22 Grad etwas kühler. Auch hier treten tagsüber wieder Gewitter auf. Interessant wird es in der Nacht zum Montag. Dann kommt es vor allem von der Donau über Thüringen bis zum Mittelrhein zu schauerartig verstärkten und gewittrigen Niederschlägen, die sich voraussichtlich bis in den Unwetterbereich akkumulieren. Lokal muss dabei vor allem anfangs noch mit Hagel gerechnet werden.
Und wie sehen die nächsten Tage aus? Zum Beginn der neuen Woche verlagert sich der Gewitterschwerpunkt hauptsächlich in den Norden und Nordosten Deutschlands. Dort treten dann am morgigen Montag nochmals teils kräftige, unwetterartige Gewitter auf. In der Südwesthälfte fällt dagegen tagsüber teils schauerartiger Regen, nach Südosten hin sind auch noch einzelne Gewitter möglich, insgesamt besteht aber nur noch ein geringes Unwetterpotential. Auch am Dienstag besteht im Nordosten noch Unwetterpotential, von Südwesten her wird es aber zunehmend ruhiger.
Eine Gewitterpotentialabschätzung für den heutigen Sonntag finden Sie als Grafik unter www.dwd.de/tagesthema. Verfolgen Sie die aktuelle Warnlage unter www.wettergefahren.de oder in der Warnwetter-App des Deutschen Wetterdienstes und passen Sie auf sich auf.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.05.2016
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