Viele von Ihnen können es sicherlich kaum noch hören beziehungsweise lesen. Denn wieder einmal ist in den Wetterberichten für die kommenden Tage von kräftigen Schauern und Gewittern die Rede. Lokal können diese auch unwetterartig ausfallen. Der Blick aus dem Fenster bestätigt dies leider nur allzu häufig. So zieht es sich - von kurzen Unterbrechungen einmal abgesehen - schon seit Ende Mai hin. Die dafür verantwortliche, vorherrschende Wetterlage "Tief Mitteleuropa" wurde im Thema des Tages vom 04.06.2016 bereits ausführlich beschrieben.
Die Wetterkonstellation bekam nun gestern noch ein zusätzliches Detail. So bildete sich aufgrund der starken Südströmung in der Höhe (Windgeschwindigkeiten von weit über 100 Kilometer pro Stunde in 4 Kilometern Höhe) leebedingt auf der Alpennordseite das Tief KARIN, das unter Vertiefung in den nächsten Stunden Nordpolen erreicht. Starke Temperaturkontraste begünstigten die Verstärkung KARINS. Während man bei Höchstwerten von 17,1 Grad in Nürnberg mehr oder weniger im Dauerregen saß, schwitzte man nur 100 Kilometer weiter südöstlich in Regensburg bei 25,5 Grad im Biergarten. Wer auf der Strecke mit dem Auto unterwegs war, konnte also pro 10 Kilometer knapp 1 Grad Temperaturanstieg beobachten. Weiter Richtung Südosten wurde in Schärding dicht hinter der deutschen Grenze in Österreich mit 30,3 Grad sogar ein heißer Tag (Höchstwerte größer gleich 30 Grad) registriert. Die Kehrseite der Medaille waren in den späten Nachmittagsstunden jedoch schwere Unwetter in Niederbayern.
Auf der Rückseite des Tiefs erfasste nun bereits in den Frühstunden des gestrigen Donnerstags im Bereich der stärksten Luftmassengegensätze ein Regengebiet weite Teile Baden-Württembergs und Bayerns, das sich mit Verlagerung des Tiefs nach Nordosten vergangene Nacht zunehmend auch zur Elbe und Oder ausweitete. Im Anhang finden Sie eine Übersicht über die 24-stündigen Niederschlagsmengen bis heute Früh 8 Uhr Ortszeit. In einem Streifen vom Breisgau über die Bodenseeregion, die Schwäbische Alb, Franken bis ins Vogtland sind demnach verbreitet 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter gefallen, im Allgäu punktuell sogar um 50 l/qm. Das ist im Übrigen auch die Größenordnung, die bis in den Nachmittag hinein noch in weiten Teilen Sachsens, Brandenburgs und Vorpommerns zu erwarten ist. So schüttet es dort aktuell noch recht verbreitet bei stündlichen Niederschlagssummen in der Spitze bis 10 Liter pro Quadratmeter.
Doch betrachten wir auch die positiven Seiten. Nachts kann man bei angenehmen Temperaturen wunderbar schlafen, die Ozonwerte sind gering, die Natur wächst und gedeiht, Bauern und Hobbygärtner sparen Bewässerungskosten, die Waldbrandgefahr ist quasi nicht existent. Es darf eben nur nicht zu viel Wasser werden, so wie es bis Start der neuen Woche am Alpenrand zu befürchten ist. Für den Rest des Landes kann man durchaus Hoffnung verbreiten, denn speziell zum Sonntagnachmittag und Montag hin zeigt sich auch mal länger die Sonne und es bleibt weitgehend trocken. Zudem klettern die Temperaturen bis 25 Grad, in der kommenden Woche auch darüber. Der Sommer wagt sich nach KARINS Abzug also vorsichtig aus der Deckung.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.06.2016
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