Getrocknete, oberirdische Biomasse von Grünpflanzen, auch gemeinhin bekannt als "Heu", ist ein wichtiges landwirtschaftliches Produkt, das vor allem als Futter für Nutztiere dient. Durch gezielten Wasserentzug nach der Pflanzenernte wird eine deutliche Verlängerung der Haltbarkeit, also eine Konservierung des zukünftigen Futtermittels erzielt. Wichtig dabei ist eine schonende, aber gleichzeitig zügige Trocknung. Nachdem die Grünpflanze gemäht wurde, muss sie zunächst einige Zeit (maximal wenige Tage) auf dem Feld zur sog. Bodentrocknung verbleiben.
Während der Bodentrocknung sollte es nach Möglichkeit nicht zu häufig regnen, im Idealfall trocken bleiben. Kommt es bei diesem Prozess doch zu ergiebigen Niederschlägen, kann die frisch gemähte Grünpflanze schnell verblassen und wertvolle lösliche Stoffe wie Mineralien, Zucker und Proteine sowie Vitamine gehen verloren.
Bei der Wahl des Erntezeitpunkts muss der Landwirt also möglichst eine Wetterphase abwarten, die einige trockene Tage bereithält. Dabei darf die Ernte weder zu früh noch zu spät stattfinden. Eine frühzeitige Ernte kann aufgrund der nicht vollendeten Entwicklung der Grünpflanze zu hohen Verlusten führen, eine verspätete zwar zu hohem Ertrag, aber deutlichen Qualitätseinbußen. Der Landwirt steht daher vor der Herausforderung, sowohl das Entwicklungsstadium der Grünpflanze als auch die Wetterentwicklung hinsichtlich zu erwartender Niederschläge im Auge zu behalten, um den besten Erntezeitpunkt abzupassen. Gut, wenn der Landwirt dabei auf verlässliche Wetterprognosen zurückgreifen kann.
Gerade die im Frühsommer stattfindende Ernte des jungen und proteinreichen Grases, das gerne zu Silage (Gärfutter) verarbeitet wird, stand dieses Jahr unter keinem guten Stern. Wiederholte, teils starke Niederschläge weichten nicht nur die Böden auf, wodurch der Einsatz von Erntemaschinen deutlich erschwert wurde, es öffneten sich darüber hinaus auch kaum Zeitfenster für die Bodentrocknung. Das aufgrund der feuchten Witterung üppig wachsende Grün geht vielerorts schon ins "Lager", es kippt also um und liegt wie eine Matte auf dem Feld. Die Folge sind Schimmelbildung und Fäulnis.
Die vergangene, kurze Trocken- und Hitzephase nutzten einige Landwirte indes zu einer reichlich verspäteten Heuernte. Wem sich diese Chance nicht bot, wird wohl weiter bangen Blickes die Wetterprognosen verfolgen. Zwischen Tiefdruckgebieten über dem Nordatlantik und hohem Luftdruck weiter südlich etabliert sich nämlich eine südwestliche bis westliche Strömung, mit der fortwährend atlantische Tiefausläufer nach Mitteleuropa gesteuert werden. Trockene Phasen über mehrere Tage hinweg scheinen bis auf weiteres ziemlich rar gesät. Man könnte auch sagen: Kaum Heuwetter in Sicht.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.06.2016
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