Werfen wir ein Blick auf die Ausbildungsgänge der Wetterdienstmitarbeiter außerhalb der Verwaltung, so dominieren die Naturwissenschaftler, hauptsächlich natürlich Meteorologen. Ein paar Mathematiker, Informatiker und Ingenieure runden das Bild ab. Man sollte also annehmen, dass der Deutsche Wetterdienst (DWD) Teil des Wissenschaftsministeriums ist. Aus der Überschrift geht aber hervor, dass wir zum Verkehrsministerium gehören. Wie kommt das? "Schuld" daran ist der Luftverkehr und seine Abhängigkeit von der Atmosphäre.
Schon der erste bekannte Flugunfall war der mangelnden Beachtung einer flugmeteorologischen Beratung geschuldet. Dädalus warnte nämlich seinen Sohn Ikarus davor (bei wolkenlosem Himmel) der Sonne zu nahe zu kommen, weil sonst das Wachs, das die Federn der Flügel zusammenhielt, schmelzen würde. Da Ikarus die Warnung nicht beachtete, stürzte er ab.
Bereits einige Jahre nach dem ersten Motorflug Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde in Deutschland der Luftfahrtwarndienst ins Leben gerufen, institutionalisiert wurde die Beratung 1933 beim Reichsamt für Flugsicherung. 1934 schließlich wurde der Reichswetterdienst gegründet, der dann beim Luftfahrtministerium landete. Der faktische Nachfolger des Luftfahrtministeriums war das 1949 gegründete Verkehrsministerium, in dem dann auch der DWD seine Heimat fand.
Warum die Meteorologie, also die Wissenschaft der Atmosphäre, für den Flugverkehr so wichtig ist, leuchtet unmittelbar ein. Ohne Atmosphäre gäbe es den Flugbetrieb, so wie wir ihn kennen, überhaupt nicht. Die gesamte Flugreise ist wetterabhängig, sei es der Zustand von Start- bzw. Landebahn, sei natürlich der eigentliche Flug durch die Atmosphäre.
Ärgerlich für die Luftfahrtindustrie ist insbesondere die Tatsache, dass das Wetter unkooperativ und zudem chaotisch ist. Die Auswirkungen auf den Flugverkehr sind also von großer ökonomischer und zunehmend auch ökologischer Bedeutung. Im Detail werden wir uns in weiteren Themen des Tages damit beschäftigen.
Auch die anderen Verkehrsarten sind, wenn auch in weit geringerem Maße, vom Wetter abhängig, der Straßenverkehr von Glätte und von sehr großer Hitze, die Schifffahrt von Wasserständen und auch die Bahn redet inzwischen vom Wetter.
Wir sehen also, dass der Wetterdienst aus volkswirtschaftlicher Sicht beim Ministerium für Verkehr gut aufgehoben ist.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.07.2016
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