In der Tat, fast gebetsmühlenartig wiederholen wir das tägliche Unwetterpotenzial in unseren Vorhersagen. Und ein Blick in die Wettermeldungen zeigt uns, dass das Potenzial sich tatsächlich austobt. Auch gestern kam, da die Gewitter nur langsam ziehen, verteilt über Deutschland und den Tag wieder örtlich ein halbes Monatssoll und mehr in einer Stunde vom Himmel(Scharnhorst (bei Eschede in Niedersachsen) 53mm zwischen 14 und 15 Uhr, Grünstadt (Rheinhessen) 47mm zwischen 20 und 21 Uhr und Balingen auf der schwäbischen Alp 42mm zwischen 18 und 19 Uhr).
In den nächsten Tagen wird sich die Wetterlage nicht grundsätzlich ändern.
Was also tun? Vielleicht Balkonien mit dem Mittelmeer vertauschen? Für das Mittelmeer gibt es anscheinend noch genügend Last-Minute Angebote. Bevor man sich auf eines von ihnen stürzt, sollte man aber die Wetterlage im Auge behalten. Denn schon das aktuelle Satellitenbild zeigt uns, dass die Bewölkung nicht nur über Deutschland liegt, sondern sich ein Wolkenband von Island über Norwegen, Deutschland und Italien hinweg und dann abgeschwächt über die Sahara bis ins westliche Algerien zieht.
Verantwortlich für die Bewölkung sind etliche Tiefs. Die Bewölkung südlich der Alpen wird von einem Höhentief über dem Golf von Genua, das nun langsam weiter ostwärts zieht und sich die gesamte nächste Woche im östlichen Mittelmeer bemerkbar machen wird, ausgelöst. Auch im zentralen und westlichen Mittelmeerraum gibt es nächste Woche nicht nur eitel Sonnenschein, denn nach Abzug des Höhentiefs stellt sich nur vorübergehend "richtiges" Sommerwetter ein. Zur Wochenmitte nähert sich das nächste Höhentief von Westen her und trübt auch dort wieder zeitweise den strahlend blauen Himmel. Eine Woche Traumwetter wird es also zumindest an der europäischen Mittelmeerküste nicht geben. An der afrikanischen Küste sind die Chancen dafür deutlich höher.
Wer es nur auf warme Temperaturen anlegt, ist allerdings überall richtig.
Verbreitet werden es 30 Grad und mehr.
Nachdem also das nähere Mittelmeer für eine Woche Traumwetter ausfällt, schauen wir uns mal im Rest Europas um. Aber auch da wird nirgendwo eine meteorologische Traumwoche vorhergesagt. Zusammengefasst lässt sich sagen: Wer aus unsere Unwettergemengelage raus möchte und sich eine Woche (Strand)Traumwetter erhofft, hat sie besten Chancen von Tunesien über Ägypten bis Israel.*
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.07.2016
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