Wie vor einer Woche angekündigt, beschäftigen wir uns nun mit einigen Details der Flugmeteorologie. Heute werden wir uns mit den verschiedenen meteorologischen Einflüssen in der Rollphase auf der Start- bzw. Landebahn befassen.
Die Meteorologie gewinnt beim Flugverkehr zunehmend an Bedeutung. Früher war die Infrastruktur für den größten Teil der kostenträchtigen Verspätungen verantwortlich. Inzwischen hält in Europa der Ausbau der Infrastruktur wegen der zunehmenden Widerstände gegen die Externalisierung der Kosten mit dem zunehmenden Flugverkehr nicht mehr mit. Daher verursacht das Wetter, welches in Bezug auf den Flugbetrieb als unkooperativ und chaotisch erachtet wird, mehr als die Hälfte die Verspätungskosten. Weltweit betrachtet geht es jedes Jahr um Milliardenbeträge.
Betrachten wir nun den Rollvorgang auf den Start- und Landebahnen. Da gelten die uns aus dem Straßenverkehr bekannten Probleme wie Schnee, Eis, Aquaplaning und die Sichtweite.
Im Gegensatz zum Straßenverkehr lassen sich die Probleme nicht durch Anpassung der Geschwindigkeit beheben. Entweder fallen die Flüge ganz aus oder die Abstände zwischen den Flugzeugen müssen erhöht werden. Das wiederum führt bei bereits im Normalfall ausgelasteten Flughäfen zu einer Kapazitätsminderung um bis zu 50 %.
Wie kann die Flugmeteorologie da weiterhelfen?
Auch das verläuft ähnlich wie im Straßenverkehr. Haben die Winterdienste gute Wettervorhersagen, sind sie auch in der Lage, vorbeugend zu arbeiten.
Insbesondere bei Niederschlagswetterlagen um die null Grad sind weitere Verbesserungen in Bezug auf die vorherzusagende Niederschlagsart, also Regen, Eisregen oder Schnee und auch auf das zeitliche Eintreffen notwendig.
Da die Winterdienste auf Flughäfen naturgemäß gut organisiert sind, führen kleine Verbesserungen der Vorhersage sofort zu messbarer Kostenreduzierung.
Auch die Vorhersage der Sichtweite auf der Landebahn ist von großer Bedeutung und war früher, insbesondere in den Zeiten, als man nur auf Sicht flog, das überwiegend entscheidende Element für Start und Landung. Inzwischen ist zwar die Technik fortgeschritten, aber nicht jeder Flugplatz und jedes Flugzeug ist auf dem aktuellen Stand der Technik, die eine Landung auch quasi ohne Sicht zulässt.
Nächste Woche werden wir uns mit den meteorologischen Einflüssen auf die Flugphase selbst beschäftigen, schließlich ist die Atmosphäre für das Flugzeug das, was für den Fisch das Wasser ist; ohne sie funktioniert es nicht.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.07.2016
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