Besser spät als nie - das werden sich die hiesigen Sonnen- und Wärmeliebhaber sicherlich denken. Zum Ende des meteorologischen Sommers, also gerade noch rechtzeitig, bevor sich bei den Freunden des sonnigen und warmen Sommerwetters womöglich eine Art "Torschlusspanik" entwickeln konnte, stellt sich doch noch mal astreines Badewetter ein.
Es ist höchstwahrscheinlich nicht nur die letzte Hitzewelle des Jahres, vielerorts ist es wohl auch die längste. Verantwortlich dafür zeigt sich eine stabile Großwetterlage, die durch ein kräftiges Hochdruckgebiet mit dem Namen GERD gekennzeichnet ist (siehe Grafik auf http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/8/25.html). GERD liegt mit seinem Schwerpunkt am heutigen Donnerstagmorgen zwar bereits über Nordpolen, beeinflusst aber weiterhin den überwiegenden Teil des Landes - und das voraussichtlich bis Sonntagmittag. Die herangeführte südeuropäische Subtropikluft ist zu Beginn noch trocken, wird zum Wochenende aber feuchter und damit schwüler. Mit langsamer Verlagerung des Hochs nach Osten nähern sich im Laufe des Wochenendes zwar Ausläufer atlantischer Tiefdruckgebiete, sie greifen zunächst aber nur auf den Norden und Nordwesten sowie äußersten Westen des Landes über, wodurch dort die Schauer- und Gewitterneigung ab Freitagabend langsam zunimmt.
Bis Sonntag werden verbreitet Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad erreicht, örtlich sogar noch etwas mehr. Damit könnte mancherorts eine bemerkenswerte Folge von fünf heißen Tagen (Tagesmaxima der Temperatur über 30 Grad) auftreten. Teilweise liegen sogar die Dekadenrekorde in Reichweite. Etwas ins Hintertreffen gelangen nur die Regionen an der Küste bei auflandigem Wind und ab Samstag allgemein der Norden Deutschlands, wo sich die Wolken gebietsweise verdichten oder gar einzelne Schauer oder Gewitter für Abkühlung sorgen können.
"Endlich mal Sommerwetter, das wurde auch höchste Zeit" - Nun ja, die Zeit für wirklich ausgeprägte Hitzewellen ist mit dem Ende der Hundstage, die von Mitte Juli bis Mitte August reichen, eigentlich abgelaufen. Mit dieser Aussage bewegen wir uns zwar nur auf rein statistischem Terrain, ein genauer Blick in die Vergangenheit zeigt allerdings, dass Hitzewellen derartiger Ausprägung ab der letzten Augustdekade tatsächlich eine absolute Ausnahme darstellen.
Auf der Suche nach einer Wetterlage, die in der letzten Augustdekade vergleichsweise verbreitet über mindestens fünf Tage am Stück Temperaturen über 30 Grad für Deutschland bereit hielt, muss man schon ziemlich lang in verstaubten Geschichtsbüchern blättern. Die heißeste dritte Augustdekade seit Beginn der Wetteraufzeichnung ist zweifelsohne die des Jahres 1944. Über eine Woche lang herrschte Hochsommerwetter mit Temperaturen teils über 35 Grad. Auch in den Vorjahren 1942 und 1943 legte der Sommer mit einigen sehr heißen Tagen (Hannover: 38,0 °C am 21.08.1943) ein furioses Finale hin. Im Jahre 1964 lockte ein dreitägiges Hitzeintermezzo viele Bürger in die Freibäder. Ansonsten fielen die letzten Augustdekaden der 50er, 60er, 70er, und 80er Jahre selten durch stabiles Hochsommerwetter auf. Erst ab den 1990er Jahren häuften sich mehrtägige warme bis heiße Phasen Ende August wieder. So z. B in den Jahren 1992, 1997, 2001, 2011 und 2015. Folgen von fünf heißen Tage traten allerdings meist nur regional begrenzt auf.
Verbreitete Tagesmaxima von mehr als 30 Grad mit der Möglichkeit neuer Dekadenrekorde, Spitzenwerte über 35 Grad, teils fünf Tage Dauerhitze - man kann es drehen und wenden, wie man will. Heiße Tage Ende August sind nicht untypisch, doch was Intensität und Andauer angeht, ist die nun stattfindende Hitzewelle definitiv außergewöhnlich.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.08.2016
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