Am heutigen Montag gestaltet sich das Wetter noch wechselhaft mit einzelnen Schauern und Gewittern sowie Dauerregen an den Alpen. Doch Tief "Netti" zieht nach Osteuropa ab und verliert somit zunehmend an Einfluss, sodass sich die herbstliche Episode schon wieder dem Ende zuneigt und lediglich als kurzes Gastspiel angesehen werden kann. Die entstandene Lücke wird nachfolgend rasch von dem Azorenhoch ausgefüllt, das sich wie eine Zunge nach Mitteleuropa ausstreckt und mit Hoch "Johannes" schließlich einen Ableger mit Zentrum über dem Norden Deutschlands verankert. Schon zum heutigen Wochenstart gelangen der Westen und Nordwesten in den Einflussbereich von "Johannes". Entsprechend klingen die Niederschläge ab und die Wolken lockern auf. Am Dienstag vertreibt das Hoch schließlich auch den Regen im Südosten. Spätestens ab Mittwoch scheint die Sonne wieder verbreitet von einem gering bewölkten oder wolkenlosen Himmel. Die Sonne ist und bleibt eben eine Freude für viele Menschen. Wenn dann noch mit einer südwestlichen Strömung zusätzlich warme Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns geführt wird, können die Temperaturen so auch wieder richtig ansteigen und den Spätsommer perfektionieren. Vor allem im Südwesten sowie in Teilen Ostdeutschlands sind am Donnerstag Temperaturen zwischen 28 und 32 Grad, lokal sogar bis 33 Grad möglich. Damit werden aus klimatologischer Sicht für September nahezu maximal mögliche Höchstwerte abgerufen. Die bisher höchsten gemessenen Temperaturen in einem September stammen aus dem Jahre 1911, wo am 3. Tag des Monats in Jena 36,5 Grad und in Trier 35,2 Grad notiert werden konnten.
Mit den sehr warmen bis heißen Temperaturen und der kräftig scheinenden Sonne nimmt jedoch auch die Wärmebelastung erneut zu. Besonders deutlich merkt man die Kraft der Sonne auf der Haut oder an seiner Kleidung. Aber auch die Umgebung kann das Empfinden der Sonnenstrahlung stark beeinflussen (z.B. die Stadt als Wärmeinsel).
Von wesentlicher Bedeutung für den Wärmehaushalt ist die sogenannte "Albedo" (v. lat. albus "weiß"). Sie ist ein Maß für das Rückstrahlvermögen von diffus reflektierenden, also nicht selbst leuchtenden Oberflächen, angegeben als das Verhältnis von reflektierter zu einfallender Lichtmenge. Eine Oberfläche mit einer Albedo von z.B. 0,3 reflektiert 30% der einfallenden Strahlung und absorbiert 70%. Je heller die Oberfläche, desto größer ist ihre Albedo.
Die höchsten Albedo-Werte bis 0,95 werden bei (Neu-) Schnee erreicht. Trockener heller Sand verfügt über eine Albedo zwischen 0,30 bis 0,45 und strahlt entsprechend bis zu 45% der kurzwelligen Sonnenstrahlung zurück. Allerdings werden jedoch über 55% der Strahlung absorbiert, sodass sich der Sand soweit aufheizen kann, dass man am Strand teilweise das Gefühl hat sich die Füße zu verbrennen. Der etwas dunklere Sand der Wüsten liegt nur geringfügig unter diesen Werten. Bei Grasflächen oder Waldgebieten werden noch bis zu 20% der einfallenden Strahlung reflektiert. Die geringste Reflektion und somit die größten Absorptionswerte weisen Wasser (< 0,1) und durch das vorherrschende "dunkle" Mauerwerk und Straßen auch Städte (0,1 - 0,18) auf.
Neben der Erdbodenoberfläche reflektieren aber auch die Wolken einen gewissen Anteil an Sonnenstrahlung. Im Verhältnis zum Erdboden sind deren reflektierte Anteile sogar teilweise deutlich höher. Grundsätzlich gilt jedoch auch bei den Wolken: je heller, desto größer das Reflektionsvermögen. Die geringste Albedo weist der Cirrus (aus Eiskristallen bestehende dünne Schleierwolke) mit Werten zwischen 0,15 und 0,2 auf. Die höchsten Werte bis 0,8 können die weißen Schönwetter-/Cumulus-Wolken erreichen. Jedoch ist die Albedo bei diesem Wolkentyp sehr variabel. Je nach Flüssigwassergehalt und Tropfengröße in der Wolke kann der reflektierte Anteil deutlich absinken und nur noch um 40% liegen.
Zum Ende sei den vielen Sonnenanbetern noch gesagt, dass auch Kleidung mehr oder weniger viel Wärme speichern kann. So absorbiert dunkle Kleidung die Sonnenstrahlen sehr stark und wandelt sie in langwellige Wärmestrahlung um, was wir dann direkt auf der Haut spüren können. Während dieser Effekt vor allem in den noch kühleren Frühlingsmonaten als angenehm empfunden wird, kann er im heißen Hochsommer doch eher zur Qual werden. Dann sind leichte helle Stoffe sowie generell kurzärmlige Bekleidung optimal. Helle Kleidung (weiß, gelb, etc.) heizt sich nicht so stark auf und reflektiert stattdessen einen großen Anteil der kurzwelligen Sonnenstrahlung. Doch sollten unbedeckte Hautflächen ebenfalls dringend durch Sonnencreme geschützt werden. Wer seine Haut beim Sonnenbaden nicht ausreichend schützt, schädigt diese nachhaltig. Die UV-A (lange Wellen) Strahlung führt zwar zu einer kurzfristigen Bräune, die jedoch kaum Lichtschutz bringt. Dagegen verliert die Haut an Spannkraft und altert bei langfristiger Bestrahlung frühzeitig. Auch das Hautkrebsrisiko ist bei häufiger ungeschützter Einstrahlung deutlich erhöht.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.09.2016
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