Seit Ende August dominiert in weiten Teilen Europas und damit auch in Deutschland nahezu ohne Unterbrechung Hochdruckeinfluss. Dabei machen sich ausgehend von den Azoren immer wieder Hochdruckgebiete auf den Weg Richtung Osten und sorgen somit auch bei uns für anhaltend sonniges und trockenes Sommerwetter, obwohl es meteorologisch betrachtet bereits Frühherbst ist. Gegen diese stabilen Hochdruckgebiete kommen die vom Atlantik heranziehenden Tiefs nicht an und verharren dadurch auf dem Nordostatlantik oder ziehen über den Norden bzw. Süden Europas ostwärts. Das letzte überregionale Niederschlagsereignis gab es hierzulande am 4. und 5. September, als sich der Hochdruckeinfluss vorübergehend abschwächte und so die Kaltfront eines kleinen Nordseetiefs mit Niederschlägen über uns hinweg ziehen konnte. Kurze Zeit später setzte sich aber erneut hoher Luftdruck durch und die trockene Phase begann von neuem.
Dabei wurden wir aber nicht nur mit Sonnenschein, sondern auch mit meist sommerlichen Temperaturen von über 25 °C verwöhnt. Derzeit bringt uns sogar eine spätsommerliche Hitzewelle sogar vielerorts Temperaturen über 30 Grad. So wurde beispielsweise am gestrigen Montag für Bernburg an der Saale mit einer Höchsttemperatur von 34,4 °C ein neuer Stationsrekord für den Monat September aufgestellt. Auch andernorts gab es teilweise neue Rekorde für die zweite Septemberdekade. Am heutigen Dienstag erwarten uns nochmal ähnlich hohe Temperaturen. Somit dürften in einigen Regionen Deutschlands auch heute nochmal Stationsrekorde aufgestellt werden. Die in einem September bisher höchste gemessene Temperatur von 36,5 Grad, beobachtet am 3. September 1911 an der Station Jena-Sternwarte, sollte allerdings nicht übertroffen werden.
Diese sommerlichen Temperaturen sind insbesondere für die erste Septemberhälfte keine Seltenheit, immerhin gehört dieser Monat noch überwiegend zum astronomischen Sommer, der am 22. September endet. Als ungewöhnlich kann aber sicherlich die lange Andauer dieser warmen Witterung bezeichnet werden. Dies zeigt ein Vergleich mit den Septembermonaten der vergangenen 15 Jahre. Betrachtet man den Temperaturverlauf für die Städte Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München, so traten ähnlich warme Phasen im September nur 2005 in Frankfurt (10 Tage am Stück) und in Köln/Bonn (8 Tage am Stück) auf. Im Jahre 2006 waren es ebenfalls 8 Tage an der Station Berlin-Tempelhof. Mehr als zwei Tage hintereinander mit Temperaturen über 30 Grad gab es hingegen an keiner der genannten Stationen.
So verwundert es nicht, dass der diesjährige September auf Basis des bisherigen Witterungsverlaufs bezüglich der Temperatur, des Niederschlagsdefizits und der Sonnenscheindauer auf Rekordkurs ist. Gemittelt über ganz Deutschland ist der September nach derzeitigem Stand um 5,3 Grad wärmer im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert. Bei der Sonnenscheindauer wurden bis zum gestrigen Montag vielerorts zwischen 60 und 75 % des normal üblichen Monatssolls erreicht, obwohl noch nicht einmal die Hälfte de Monats vorüber ist. Entsprechend fällt die bisherige Niederschlagsbilanz aus. Vor allem in der Mitte und im Süden sind gebietsweise kaum 10 % der im September normalerweise zu erwartenden Niederschlagsmenge gefallen. Die Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit machen sich in der Natur bereits bemerkbar. So lassen viele Bäume und Pflanzen ihre Blätter hängen, beziehungsweise lassen diese zu Boden fallen und sorgen bei fortschreitender Braunfärbung trotz des Sommerwetters für einen herbstlichen Anblick.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie lange dieses hochsommerliche Spätsommerwetter noch anhalten wird. Dabei lässt sich eindeutig sagen: Es ist bald vorbei! Schon am kommenden Donnerstag zieht das Spätsommerhoch ostwärts ab. Am Freitag und Samstag verlagert sich ein Tief von Frankreich kommend ostwärts über uns hinweg und sorgt gebietsweise für Regen und vor allem für einen deutlichen Temperaturrückgang. Dann werden kaum noch Höchsttemperaturen von 20 Grad erreicht. Ob das wechselhafte Wetter anhält oder ob sich im Laufe der neuen Woche wieder Hochdruckeinfluss durchsetzen kann, ist derzeit noch unsicher. Ein erneuter Anstieg der Temperaturen auf derzeitige Werte ist aber nicht zu erwarten.
Insofern bleibt abzuwarten, wie die Bilanz des Septemberwetters zum Ende des Monats ausfällt und wie der Monat schließlich klimatologisch einzuordnen ist.
Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2016
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