Wie schon vor ein paar Tagen - auch hier im Thema des Tages - angekündigt, stellt sich das Wetter aktuell um. Die heiße Spätsommer- oder Frühherbstphase, die mit kurzen Unterbrechungen fast vier Wochen gedauert hat, geht nun endgültig zu Ende.
Mit der Wetterumstellung und der insbesondere im Süden zu erwartenden
Dauerregensituation drängt sich ein Wortspiel auf, in dem die Worte "Regen" und "Traufe" vorkommen könnten. Dieses hätte auch deshalb seine Berechtigung, weil die zu erwartenden Regenfälle teils so stark sein werden, dass man sich schon im Regen wie in der Traufe fühlt. Das Problem: Die Modellunterschiede machen eine genaue Vorhersage schwierig.
Dabei ist die Wetterentwicklung für's kommende Wochenende in groben Zügen durchaus klar. Es soll sich nämlich in der Nacht zum morgigen Samstag über dem Böhmischen Becken ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet ausbilden. Darin sind sich die Modelle zumindest einig. Aber der Teufel steckt in den Details, und diese zeigt die beigefügte Grafik.
Dort sieht man den Bodendruck am morgigen Samstagmittag von den Modellen EZMW (europäisches Modell, oben links), dem deutschen ICON-Modell (oben rechts), dem amerikanischen GFS (unten links) und dem deutschen Europamodell COSMO-EU (unten rechts). Wie schon angedeutet zeigen alle Modellrechnungen das Tiefdruckgebiet - mehr oder weniger - über dem Böhmischen Becken. Ins Auge sticht direkt, dass GFS den Kerndruck mit 1010 hPa (Hektopascal, entspricht der alten Einheit mbar) höher berechnet als die anderen Modelle mit 1007 hPa (EZMW) oder 1006 hPa (deutsche Modelle). Auffällig ist auch, dass der Kern des Tiefs beim GFS über dem nördlichen, beim ICON und EZMW dagegen über dem zentralen Böhmischen Becken liegt. COSMO-EU simuliert den tiefsten Druck sogar über Bayern. Allerdings wirkt das Tiefdruckgebiet bei COSMO-EU auch etwas "verlaufen", während es vor allem beim ICON und EZMW eine klare Kontur aufweist.
Die beschriebenen Unterschiede haben nun einen wesentlichen Einfluss auf die Position und die Intensität der zu erwartenden Regengebiete - wenngleich natürlich auch noch andere atmosphärische Prozesse eine Rolle spielen. Es sei hier nur am Rande erwähnt, dass sich die Modelle auch bezüglich der besagten anderen Prozesse nicht wirklich einig sind, was die Vorhersage für uns Meteorologen zu einer echten Herausforderung macht. Wie dem auch sei, alles in allem kristallisiert sich ein Bereich von den Alpen bis nach Thüringen und Sachsen heraus, der wohl am stärksten von den erwarteten Regenfällen betroffen sein wird.
"Ja Kruzefix", vielleicht auch "Sakra", wird man da in Bayern sagen, wird doch morgen das Oktoberfest eröffnet. Hier bietet sich jetzt ein Wortspiel mit "feucht" und "fröhlich" an, wobei für den feuchten Teil aus meteorologischer Sicht gesorgt ist.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.09.2016
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