Herbstanfang


Seit dem 1. September befinden wir uns im meteorologischen Herbst. Dennoch blieb uns dieses Jahr das sommerliche Wetter noch ungewöhnlich lange erhalten. Doch am vergangenen Wochenende hat sich die Wetterlage umgestellt. Deutlich kühlere Luft ist eingeflossen. Der Sommer mit heißen Tagen ist nun endgültig vorbei und wir sind im Herbst angekommen.

Auch aus astronomischer Sicht ist der Herbst nun nicht mehr weit. Astronomischer Herbstanfang ist, wenn die Sonne den Himmelsäquator (Projektion des Erdäquators auf die scheinbare Himmelskugel) von Norden nach Süden durchquert. Dieser Durchquerungspunkt auf der scheinbaren Himmelskugel wird auch Herbstpunkt oder Waagepunkt nach dem Sternbild Waage genannt. Die Durchquerung geschieht in diesem Jahr am Donnerstag, den 22.09., um 16:21 Uhr lokaler Zeit. Dann ist Tagundnachtgleiche (lat. Äquinoktium). Am Nordpol geht die Sonne unter und am Südpol geht sie auf. In diesem Zeitraum verkürzt sich die Tageslänge bei uns am schnellsten. Wir verlieren derzeit täglich etwa 4 Minuten Sonnenlicht (bezogen auf den 50. Breitengrad).

Zum astronomischen Herbstanfang stellt sich oft eine typische Wetterlage ein. Von Mitte September bis Anfang Oktober liegt häufig ein kräftiges Hoch über Mitteleuropa. Dieses bleibt eingekeilt zwischen einem Atlantiktief und einem Tief über Osteuropa meist mehrere Tage stationär liegen. Es blockiert die atlantischen Tiefdruckgebiete, die sonst häufig von West nach Ost vom Atlantik über Großbritannien hinweg bis nach Skandinavien ziehen, und mit ihren Frontensystemen für wechselhaftes Wetter sorgen würden. Dieser Witterungsabschnitt wird auch als "Altweibersommer" bezeichnet. Er tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % im Zeitraum von Ende September bis Anfang Oktober auf.

Zwar haben wir auch in diesem Jahr eine ähnliche Wetterlage, allerdings liegt der Hochschwerpunkt in den nächsten Tagen sehr weit im Norden über Skandinavien und der Barentssee, sodass die über Ost- und Südeuropa liegenden Tiefdruckgebiete den Hochdruckeinfluss auf Mitteleuropa schwächen. So hält sich zu Beginn dieser Woche vielerorts zunächst noch dichtere Bewölkung und örtlich kann es auch noch etwas regnen. Mit einer nordöstlichen Strömung fließt dabei im Vergleich zur letzten Woche deutlich kühlere kontinentale Polarluft zu uns. Zwar setzt sich am Donnerstag zum Herbstanfang vorübergehend der schwache Hochdruckeinfluss durch, sodass zumindest überall die Sonne herauskommt, aber eine typische stabile Altweibersommerlage ist dies nicht, zumal sich das Skandinavienhoch ab Freitag nach Sibirien verlagert und atlantischen Tiefausläufern den Weg nach Mitteleuropa frei macht, die dann auch bei uns wieder für wechselhaftes Wetter sorgen können.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.09.2016

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