Goldener Oktober

Im Internet wurde uns auf einer doch viel beachteten Seite am letzten Wochenende für kommende Woche ein "Goldene Oktober" versprochen.

Was konnten wir dort lesen:
Zum einen bringt Hoch Peter in der kommenden, also dieser Woche den "Goldenen Oktober" nach Deutschland.
Zum anderen können wir uns auf schöne Herbsttage mit herrlich gefärbten Bäumen freuen.
Wir waren schon zum Ausgabezeitpunkt dieser Vorhersage von beidem nicht so ganz überzeugt und haben an diesen optimistischen Vorhersagen gewisse Zweifel.

Beginnen wir mal mit den herrlich gefärbten Bäumen: Ein "Goldener Oktober" wird im Wesentlichen durch eine kräftige, insbesondere gelbe Blattverfärbung, das Ganze veredelt durch Sonnenschein, bestimmt. Allerdings haben die Bäume deutschlandweit schon viel zu früh im August begonnen, sich braun/dunkelorange, also eher unbunt, einzufärben. Die Fachleute sagen daher für dieses Jahr eine wenig spektakuläre Verfärbung zum "planmäßigen" Termin voraus. Allein von der Verfärbung her kann also der Oktober dieses Jahr gar nicht so golden werden.
Außerdem beginnt die Blattverfärbung normalerweise Anfang Oktober. Bis sie in voller "Blüte" steht, wird es Mitte Oktober. Auch die Meldungen über den Verfärbungsstand lassen dieses Oktober auf eine zeitlich normale Blattverfärbung schließen.
Daher kann es Anfang Oktober dieses Jahr noch gar keinen "Goldenen Oktober" im eigentlichen Sinne geben. (Wer mehr Details zur Herbstphänologie wissen möchte, gibt "Laubverfärbung und Blattfall" in eine Suchmaschine ein.)

Betrachten wir nun die Vorhersage des "Goldenen Oktobers" nicht ganz so kleinkariert und interpretieren die Vorhersage des "Goldenen Oktobers" als Vorhersage von sonnigem Wetter im Oktober. Wir lesen dazu auf der entsprechenden Seite:
Ab Dienstag (in ganz Deutschland) nach Nebel oder Hochnebel schön, nur am Sonntag kann es im Nordosten etwas Regen geben. Die Wettervorhersagemodelle waren sich aber schon Ende letzter Woche weitgehend einig, dass es mit dem anhaltend sonnigen Oktoberwetter ab Dienstag dieser Woche nur im Westen etwas werden könnte. Andererseits kann man dem Autor auch keine Fehlprognose unterstellen, denn aus den hunderten von Prognosen, die uns täglich zur Verfügung stehen, kann man sich auch diejenige heraussuchen, die die Leserschaft am meisten beglückt.
Das ist keine Erfindung der "Neuzeit", so was gab es ganz vereinzelt auch schon vor ca. 30 Jahren, als die meteorologischen Informationen im Wesentlichen vom öffentlich rechtlichen Rundfunk verkündet wurden.


Sie sehen also, das Netz möchte in Ihnen Glücksgefühle erzeugen. Dass sich die Realität, hier also die bunten Bäume und der Dauersonnenschein, bisweilen nicht an die Vorhersagen hält, damit muss man leben.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.10.2016

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