Alle Jahre wieder erweist sich der erste Schneefall der beginnenden Wintersaison als überaus medienwirksam. Es ist schon fast zu einem Ritual geworden, die einzelnen Schneeflocken bei ihrem Tanz vom Himmel bis zum Erdboden quasi in Echtzeit zu begleiten. Wenn der Schnee die Landschaft um Brocken, Fichtelberg und Co. in ein weißes Kleid taucht, führt das nicht selten eine Schlagzeile an prominenter Stelle nach sich. Doch wie besonders ist dieser "Herbstschnee" auf den Bergen wirklich? Wann müssen wir im vieljährigen Mittel auch in den tieferen Lagen mit dem ersten Schnee rechnen?
In erster Näherung gilt, je höher und je östlicher man wohnt, desto früher sollte man die Schneeschippe parat haben. Die Karte auf www.dwd.de/tagesthema zeigt, wo auf Grundlage des
Beobachtungszeitraumes 1971-2000 wann im Mittel die erste Schneedecke mit mindestens 1 cm Mächtigkeit auftritt. Während in den Hochlagen der Alpen (z. B. auf der Zugspitze) schon im Spätsommer der erste Schnee vom Himmel rieseln kann, wird es in den übrigen höchsten Kammlagen der Gebirge (z. B. Schwarzwald, Bayerischer Wald, Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz, Rothaargebirge usw.) im Mittel zwischen Ende Oktober und Anfang November zum ersten Mal weiß. In den mittleren Lagen im Mittelgebirgsraum und allgemein im Osten Deutschlands dauert es in der Regel bis Ende November/Anfang Dezember. In den west- und südwestdeutschen Flussniederungen sowie Richtung Nordwesten und direkt an der Küste wird es mit Schnee bis zum Jahreswechsel schon richtig schwierig. Vor allem zwischen Niederrhein und Nordseeküste fällt der erste Schnee im Mittel erst zwischen Ende Dezember und Ende Januar.
Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass das sehr variable und sich selten an Mittelwerte "klammernde" Wettergeschehen auch immer wieder Überraschungen für uns parat hat. So ereignete sich beispielsweise im Jahre 2012 einer der frühesten Wintereinbrüche überhaupt seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen. Am 27. Oktober 2012 kam es besonders im Südosten Deutschlands zu Schneefall bis in die Niederungen. Eine geschlossene Schneedecke - teils bis 20 cm Mächtigkeit - gab es z. B. in den Großstädten Dresden, Leipzig, Gera, Erfurt und Stuttgart. Der kräftige Wintereinbruch im Oktober 2012 lässt sich aber getrost als außerordentliches Ereignis bezeichnen, das in diesem Ausmaß statistisch gesehen nur alle paar Jahrzehnte auftritt.
In Anbetracht der klimatologischen Mittelwerte dürfte uns Schnee auf den höheren Bergen Mitte bis Ende Oktober also eigentlich nicht großartig überraschen, tritt dieser doch in aller Regelmäßigkeit bereits zu dieser Jahreszeit auf. Vielleicht mag der vergangene, zugegebenermaßen nicht gerade schneereiche Winter schon fast in Vergessenheit geraten sein, eine überzuckerte Landschaft daher einigermaßen ungewohnt sein. Auf der anderen Seite, seien wir doch mal ehrlich: Eine in ein jungfräuliches Weiß getauchte Landschaft kann nach dem vielen Grün der letzten Monate schon ein erfrischender Anblick sein.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.10.2016
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