In der Nacht zum Sonntag (30.10.2016) ist es wieder so weit, die Sommerzeit geht zu Ende. Demzufolge wird die Uhrzeit am Sonntagmorgen um 03:00 MESZ (Mitteleuropäische Sommerzeit) eine Stunde zurückgedreht. Nun wird sich der eine oder der andere fragen: "Seit wann gibt es denn überhaupt diese alljährliche Zeitumstellung?", und "Was ist der Grund für die Einführung der Sommerzeit?". Diese Fragen sollen nun in einem kurzen geschichtlichen Überblick beantwortet werden.
Grundsätzlich wird die Winterzeit als "Normalzeit" angesehen. Erstmals den Gedanken über die Einführung der Sommerzeit hatte der US-Präsident Benjamin Franklin Ende des 18. Jahrhunderts. Sein Gedanke war es, mit der besseren Ausnutzung des Tageslichts Kerzen einzusparen. Dieser Vorschlag blieb jedoch ohne Berücksichtigung. Auf dem europäischen Kontinent wurde eine Zeitumstellung erstmals von dem englischen Geschäftsmann William Willett im Jahre 1907 gefordert. In seiner Abhandlung "The Waste of Daylight" ("Die Verschwendung des Tageslichts") schlug er vor, mit der Einführung einer Sommerzeit, bei der die Uhren schrittweise um insgesamt 80 Minuten vorgestellt werden sollten, Beleuchtungskosten einzusparen. Durch die bessere Ausnutzung des Tageslichts seien so Kosteneinsparungen von etwa 2,5 Millionen Pfund pro Jahr möglich. Sein Vorschlag wurde jedoch von der Politik zunächst abgelehnt.
Im Jahre 1916 wurde seine Idee hingegen wieder aufgegriffen. Um das Tageslicht besser zu nutzen, wurde die Zeitumstellung erstmals während des Ersten Weltkrieges, am 30. April 1916, in Deutschland sowie in Österreich-Ungarn eingeführt. Kurz danach schlossen sich weitere europäische Länder der Sommerzeit an. Die Aufrechterhaltung der Sommerzeit war jedoch nur von kurzer Dauer, da sie ein Jahr nach Kriegsende (1919) vorerst wieder aufgehoben wurde. Die erneute Einführung erfolgte im Kriegsjahr 1940. Eine Besonderheit gab es in den Jahren 1940 bis 1942, da in diesem Zeitraum keine Umstellung auf die "normale" Mitteleuropäische Zeit (Winterzeit) erfolgte und somit die Sommerzeit durchgehend galt. Nach Kriegsende im Jahr 1945 wurde die Sommerzeit durch die Besatzungsmächte bestimmt, wobei in der sowjetischen Besatzungszone sowie in Berlin zeitweise Sonderregelungen galten. 1949 endeten die Sommerzeitregelungen aber wieder und die Zeitumstellung blieb ab 1950 zunächst bis auf unbestimmte Zeit aus.
Die Wiedereinführung der Sommerzeit wurde dann erst wieder 1978 im Bundestag der BRD beschlossen. Nach Einigung mit der DDR trat die Sommerzeitregelung sowohl in der BRD als auch in der DDR im Jahr 1980 wieder in Kraft. Damit wollte man sich den westlichen Nachbarländern, die bereits 1977 aus energiepolitischen Gründen aufgrund der Ölkrise von 1973 die Sommerzeit wieder eingeführt hatten, anpassen. Im Zeitraum zwischen 1981 und 1995 lag der Beginn der Sommerzeit auf dem letzten Sonntag im März und endete am letzten Sonntag im September. Seit 1996 gilt in der Europäischen Union eine einheitliche Sommerzeitregelung. Dies führte in Deutschland zu einer Verlängerung der Sommerzeit um einen Monat. Seitdem endet die Sommerzeit am letzten Sonntag im Oktober.
Bis heute wird nun unverändert in jedem März und Oktober eines Jahres an den Uhren gedreht. Durch die immer wiederkehrenden Diskussionen über Vor- und Nachteile könnte sich dies, wie schon in der Vergangenheit häufiger geschehen, irgendwann vielleicht wieder ändern.
Wirft man einen Blick über die europäischen Grenzen hinaus, so gibt es auch auf den anderen Kontinenten Sommer- und Winterzeit. Die Mehrheit aller Länder hat allerdings die Umstellung auf die Sommerzeit wieder eingestellt oder überhaupt nicht eingeführt.
Auf das Wetter hat die Zeitumstellung zum Glück keine Auswirkungen. Dennoch sorgt sie wieder dafür, dass die Sonne am Abend eine Stunde früher unter- und am Morgen eine Stunde eher aufgeht.
M.Sc.-Met. Andreas Würtz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.10.2016
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