Die Geburtsstunde von "Peter dem Großen" war am 1. Oktober im Meeresgebiet zwischen den Färöern und den Shetlandinseln. Verantwortlich für die Entstehung von "Peter" als sogenanntes dynamisches Hoch waren zahlreiche Tiefdruckgebiete, die sich im europäischen Raum tummelten (vgl. http://bit.ly/2eShNc1). So zog das Tief "Walpurga" nördlich der Küste bei Hammerfest, Norwegen seine Kreise. Gleichzeitig dominierten die Tiefs "Yanina" über Südengland und "Xun" über Deutschland das Wetter in Mittel- bzw. Westeuropa. Von Grönland bis zu den Azoren herrschte ebenfalls tiefer Luftdruck vor. Da die Luft in den zahlreichen Tiefdruckgebieten aufstieg, musste diese auch irgendwo wieder absinken. Dies geschah im Bereich des Färöer-Shetland-Kanals. Das Hoch "Peter" erblickte schließlich genau dort das Licht der Welt. Zu Beginn kam er allerdings mit einem Luftdruck von 1010 hPa noch recht schwach daher. Doch auf seinem weiteren Lebensweg sollte sich dies noch drastisch ändern.
Schon innerhalb der ersten 24 Stunden plusterte sich "Peter der Große" auf seinem Weg vor die Küste Norwegens auf 1024 hPa auf. Während in Deutschland weiterhin das Tiefdruckduo "Yanina" und "Xun" für viele Wolken und teils kräftige sowie länger anhaltende Niederschläge sorgte, konnte durch Hoch "Peter" von Schottland über die Südhälfte von Nordwegen und Schweden hinweg bis nach Finnland vom häufig wolkenlosen oder gering bewölkten Himmel die Sonne scheinen.
Auch die weitere Entwicklung von Peter konnte sich sehen lassen. Am
3. Oktober erreichte "Peter der Große" über Zentralnorwegen schon einen Luftdruck von 1044 hPa. Sein Einfluss reichte dabei über die Nordsee hinweg weit nach Süden und beeinflusste nun zunehmend auch das Wetter in Westeuropa. In Deutschland ließen die Niederschläge von Westen her ebenfalls nach, Wolkenauflockerungen waren, anders als in Skandinavien sowie in Teilen Frankreichs, wo die Sonne länger strahlte, jedoch nicht zu beobachten.
Im weiteren Verlauf wurde "Peter der Große" noch mächtiger und dehnte seinen Einflussbereich vom Nordmeer bis ins westliche Mittelmeer aus. Im Zentrum, etwa über dem Norden Schwedens, stieg am 4. Oktober der Luftdruck auf sehr hohe 1050 hPa, am 5. Oktober in der Frühe sogar auf 1052 hPa an und blieb auch in den Folgetagen auf ähnlichem Niveau. Gleichzeitig wurde auch in Deutschland lokal ein Luftdruck bis 1040 hPa, im Mittel um 1020 hPa notiert. Entsprechend konnte man denken, dass der "Goldene Oktober" in voller Pracht Deutschland eingenommen hat. Dies erwies sich jedoch als Trugschluss. Während in Skandinavien die im Hoch absinkenden Luftmassen zu Wolkenauflösung führten und der Sonne somit eine freie Bahn ebneten, entwickelte sich über Deutschland vielerorts eine sogenannte Absinkinversion. Diese Sperrschicht verhinderte den Austausch zwischen den bodennahen und höher liegenden Luftschichten (vgl. http://bit.ly/2eZNblj). In dessen Grenzbereich bildete sich schließlich eine dichte hochnebelartige Bewölkung, die weite Teile des Landes grau in grau erschienen ließ.
Bis zum 10. Oktober thronte "Peter der Große" mit einem Luftdruck von über 1040 hPa über Zentralskandinavien und regierte mächtig mit Zuckerbrot und Peitsche. Immer wieder versuchten "Tiefdruckdamen" mit "Peter" anzubandeln. Dabei bissen sie sich jedoch allesamt die Zähne aus und mussten ausnahmslos das Weite suchen. Die atlantischen Tiefdruckdamen verendeten entweder in ihrem Kummer vor den Küsten Grönlands und Spitzbergens oder suchten ihren Bräutigam auf einer weiter südlichen Route, beispielsweise im Mittelmeerraum. Die Tiefdruckdamen "Xun" und "Zofia", die schon vor der blockierenden Herrschaft Peters Richtung Schwarzes Meer gezogen waren, wurden nun von "Peter dem Großen" auf dessen kalter östlicher Schulter nach Nordosten weitergeschickt.
Zwischen dem 10. und 14. Oktober begann Hoch "Peter" etwas zu schwächeln. Bei einem Luftdruck um 1036 hPa konnte er jedoch seine Stellung über Zentralskandinavien zunächst verteidigen. Über West- und Teilen Mitteleuropas musste "Peter der Große" jedoch einen Rückzug antreten und das Feld den Tiefdruckdamen "Christa" und "Brigitte" überlassen, die von den Britischen Inseln bis in den Mittelmeerraum für wolkenreiches und unbeständiges Wetter sorgten. "Peter" nutzte dagegen die Chance und erweiterte seinen Einflussbereich nach Osten und Südosten, teilweise bis zum Schwarzen Meer. Deutschland gelangte dabei genau zwischen beide Aktionsgebiete. Mit einer östlichen bis südöstlichen Strömung wurde dabei milde, aber auch überwiegend wolkenreiche Luft nach Deutschland transportiert.
Ab dem 15. Oktober verlagerte "Peter der Große" seinen Sitz schließlich weiter nach Osten, um der Nähe von "Christa" zu entgehen. Dabei konnte "Peter" jedoch wieder an Stärke zulegen und erreichte am 17. Oktober über dem östlichen Weißrussland einen Luftdruck von 1044 hPa. Sein Machtgebiet umfasste die Gebiete vom Nordmeer bzw. der Barentssee über Osteuropa hinweg bis zum Schwarzen Meer. Die Westhälfte Europas überließ er nun vollends den Damen um die kräftige "Christa".
Nachdem das Tief "Christa" ebenfalls bei der Annäherung an "Peter dem Großen" gescheitert war und sich zurückzog, übernahm zunächst die Tiefdruckdame "Danielle" das Kommando über Mitteleuropa. Von Westen stießen bis zum 23. Oktober zudem weiter kräftige Damen nach. Zu ihnen gehörte beispielsweise auch "Nicole die Ehemalige", die den tropischen Ozean für den Nordatlantik aufgab und gen Nordosten auf Tuchfühlung zu Hoch "Peter" ging. "Peter der Große" war zunächst ob einer Liaison hin und her gerissen, was ihm schließlich viel Kraft kostete. Am 20. Oktober fiel sein Luftdruck im Zentrum über Nordwestrussland auf magere 1038 hPa ab. In der Folge besann er sich jedoch auf alte Tugenden, nahm reis aus und zog allmählich in die Region östlich des "Weißen Meeres" weiter. Dabei gewann er wieder kräftig an Stärke. Am frühen 24. Oktober erreichte er schließlich mit einem Luftdruck von knapp 1055 hPa den bisherigen Höhepunkt auf seinem Lebensweg und brachte manches Barometer an die Messgrenze. Den Einfluss auf Mitteleuropa und somit auch auf Deutschland verlor er in diesem Zeitraum aber komplett. Dafür spürte Zentral- und Ostasien seinen sehr kalten Atem. Auf der Ostflanke zapfte "Peter der Große" die polare Luft an und führte diese südwestwärts. In der Folge fielen in Ostsibirien die Temperaturen nachts bis auf minus 36 Grad Celsius. Auch tagsüber wurden dort kaum noch über minus 20 Grad Celsius erreicht.
Bis zum Monatsende verlagerte sich "Peter der Große" weiter nach Osten in Richtung Zentralasien. Dabei schwächte er sich aber nur vorübergehend ab und konnte am 26. Oktober sogar nochmals auf einen Wert über 1050 hPa ansteigen. Im Anschluss ging ihm aber allmählich die Puste aus. Am 28. Oktober erreichte er nur noch einen Wert von etwa 1042 hPa. Zwischenzeitlich streckte er seine Hilfe suchende Hand nochmals nach Mitteleuropa aus, die schließlich auch vom neuen Herrn über Westeuropa, Hoch "Quinn", ergriffen wurde. Diese Hochdruckverbindung war allerdings nicht sehr gefestigt und wurde von dem langlebigen Tief "Florentine" auf deren Kurs nach Südosten schon am 29. Oktober wieder getrennt. Alleine und fast nur von sehr kalter Polarluft umgeben, wandelte sich "Peter der Große" nun langsam zu einem thermischen Hoch, bei dem überwiegend die bodennahe kalte Luft für das lebenswichtige Absinken im Hoch verantwortlich ist. Um seinen Machtanspruch vielleicht auch über den Monat hinweg zu wahren, steht zum Monatsausklang zudem eine Ehe mit einem weiteren thermischen Hoch über Nordsibirien an. (vgl. den Lebensweg auch mit der Graphik)
Leider hat "Peter der Große" einen großen Bogen um Deutschland gemacht und konnte somit das Eindringen verschiedener Tiefdruckdamen nur zeitweise verhindern. Allerdings blockierte "Peter" auch deren Weg nach Osten, sodass die Damen entweder nach Norden oder Süden auswandern mussten. Während des gesamten Monats konnten damit, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die Tiefs "Yanina", "Xun", "Zofia", "Brigitte", "Christa", "Danielle" und "Elisabeth" meist für trübes, teils auch regnerisches und relativ kühles Herbstwetter sorgen. Nur 1974 und 1998 wurden noch weniger Sonnenstunden registriert. Seit Messbeginn 1951 war er somit der drittsonnenscheinärmste Oktober in Deutschland.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.10.2016
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst