Während sich Meeresluftmassen, die auf beiden Hemisphären der Erde mit der Westwinddrift ostwärts verlagert werden, stets mäßigend auf das Temperaturregime einer Landschaft auswirken, treten die höchsten Temperaturen auf unserem Planeten stets in wetterberuhigten Arealen auf. Das sind insbesondere die Wüstenlandschaften, die man im Bereich der subtropischen Hochdruckgürtel in geografischen Breiten um 25 Grad Nord und Süd findet ("Wendekreiswüsten"). Auf dem australischen Kontinent zählen dazu das Westaustralische Plateau und die Mittelaustralische Senke, jeweils mit diversen Wüsten und Halbwüsten.
Diese sind z.T. unbewohnbar und werden gemeinhin "Outback" genannt. Dort herrscht am Tage bei hoch stehender Sonne vorwiegend wolkenarmes Wetter, daher ist bei geringem Pflanzenbewuchs die am Boden empfangene (kurzwellige) Strahlung gewaltig. Auch die nächtliche (langwellige) Ausstrahlung ist bei meist klarem Himmel beträchtlich. Dennoch verbleibt insgesamt ein positiver Strahlungssaldo, dessen Betrag etwa doppelt so hoch wie in Mitteleuropa ist.
Wo bleibt nun die zugeführte Strahlungsenergie? Verdunstung findet in der Wüste und Halbwüste mangels Wasser nicht statt und die wenigen Flüsse in den Savannen führen gegen Ende der Trockenzeit wenig oder gar kein Wasser. Der Boden besteht aus Sand, Kies, trockenem Lehm oder Ton - allesamt Materialien mit schlechter Wärmeleitung - kann also die Energie kaum aufnehmen. Nur durch die Erhöhung der Lufttemperatur kann der Energieüberschuss abgeführt werden.
Folglich sind in diesen Frühsommertagen im australischen Outback Lufttemperaturen von über 40 °C keine Seltenheit. Damit ist die Region derzeit die heißeste Gegend der Erde. Beispielsweise registrierte man innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis zum heutigen Sonnabend, den 12.11.2016, 06:00 Uhr UTC (16:00 Uhr Ortszeit) an der Station Julia Creek (Queensland; 20°39'S, 141°44'E, 123 m Höhe) ein Temperaturmaximum von 43,2 °C. Dieser Wert dürfte, ebenso wie die im "benachbarten" Cloncurry (Queensland; 20°42'S, 140°30'E, 186 m Höhe) gemessenen 43,1 °C, um gut 5 K über dem mittleren Temperaturmaximum für den November liegen. Temperaturrekorde wurden allerdings bislang noch nicht gebrochen.
Eine Karte der auf ganze Grad Celsius gerundeten aktuellen Temperaturen vom 11.11.2016, 06:00 UTC, unterlegt mit einem im sichtbaren Spektralbereich bei 0,6 µm aufgenommenen Satellitenbild, finden Sie unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/11/12.html. Während es in Westaustralien größtenteils sonnig ist, zeigen sich in der Osthälfte des Kontinents meist lockere Wolkenfelder. Besonders markant sind die jeweils fett dargestellte gelbe 20-°C- bzw. rote 30-°C-Isotherme. Gebiete mit mehr als 40 °C existieren im nördlichen Nordterritorium sowie im Bereich zwischen dem Großen Artesischen Becken in Queensland und den Salzseen im Bundesstaat South Australia.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.11.2016
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst