Beim Gang vor die Haustür am heutigen Montagmorgen wird sich der eine oder andere gewundert haben, dass es doch recht frisch geworden ist. Nach der verhältnismäßig milden Witterung der letzten Tage ist das ja auch kein Wunder, schließlich ist der Mensch ein "Gewohnheitstier".
Jedenfalls können sich die heutigen Tiefstwerte für Ende November durchaus sehen lassen. So sank das Quecksilber in "Kältelöchern" wie Quickborn bei Hamburg (-5,8 Grad), Faßberg in der Lüneburger Heide (-6,5 Grad), Eslohe im Sauerland (-7,1 Grad), Arnstein-Müdesheim im Landkreis Main-Spessart (-7,3 Grad) und Schwäbisch Gmünd-Weiler auf der Ostalb (-5,9 Grad) in den mäßigen Frostbereich. Lediglich die im teils frischen Nordwind auflandigen Küstenabschnitte sowie Gebiete entlang des Oberrheins blieben frostfrei. Unterm Strich handelt es sich also um Temperaturen, wie sie deutschlandweit seit dem 14.11. - also vor ziemlich genau 2 Wochen - nicht mehr registriert wurden.
Bei der Ursachenforschung stößt man mit Blick auf die Bodenwetterkarte relativ schnell auf das kräftige Hoch "UWE" mit Zentrum über der Nordsee. Mit einer nördlichen Bodenströmung konnte dabei das vorhandene Kaltluftreservoir über Skandinavien angezapft werden. Dabei handelt es sich um eine frühwinterliche, trockene Luftmasse, die allerdings von der "Qualität" einer sibirischen Kaltluft aus dem Hochwinter noch ein gutes Stück entfernt ist. Nichtsdestotrotz sorgen auch in der kommenden Nacht ideale Ausstrahlungsbedingungen (wolkenlos, windschwach) für verbreiteten, meist sogar mäßigen Frost zwischen -5 und -10 Grad. Selbst auf den Inseln kann es eingangs der kommenden Nacht zu Dienstag leichten Frost geben, bevor der Westwind etwas auffrischt und die vergleichsweise milde Nord- und Ostsee mit Wassertemperaturen von 6 bis 10 Grad wieder "wärmen".
Im Laufe des morgigen Dienstags verlagert "UWE" seinen Schwerpunkt zunehmend in die Mitte Deutschlands. Während damit im Norden der Weg für mildere Nordseeluft frei gemacht wird, kann das "Kaltluftpolster" über der Mitte und dem Süden des Landes bei windschwachen Verhältnissen konserviert werden. Positive Höchstwerte bis maximal 5 Grad beschränken sich dabei trotz Sonnenscheins auf nur noch wenige Stunden am Tag, da im Laufe des Nachmittags die Temperatur doch relativ rasch wieder in den Frostbereich zurück geht. So muss insbesondere im Mittelgebirgsraum und in den Gebieten weiter südlich in der Nacht zum Mittwoch erneut verbreitet mit mäßigem Frost gerechnet werden. In exponierten Tal- und Muldenlagen kann örtlich auch die -10 Grad Marke (strenger Frost) unterschritten werden.
Für die zweite Wochenhälfte kündigen kräftige Tiefs über dem Baltikum eine Rückkehr zu windigem, teils stürmischem und nasskaltem Wetter an. Der Einfluss des Hochs "UWE" beschränkt sich dann nur noch auf Südwestdeutschland mit meist freundlichem und trockenem Wetter. Das Temperaturniveau steigt aber auch dort gegenüber den Vortagen wieder etwas an. Winterfans werden sich also weiter gedulden und sich vorerst mit den kalten Nächten begnügen müssen.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.11.2016
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