Schwerer Zyklonischer Sturm VARDAH

Der für die Vorhersage von und für Warnungen vor tropischen Wirbelstürmen im nördlichen Indischen Ozean zuständige Indische Wetterdienst ("India Meteorological Department", Abkürzung IMD) klassifiziert tropische Tiefdruckgebiete in einer siebenstufigen Skala, die mit der untersten Stufe "Depression" (Windgeschwindigkeit bei gut 50 km/h) beginnt und beim "Super-Zyklonischen Sturm" (Super Cyclonic Storm) mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 km/h endet (siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Tropical_cyclone_scales).

Aktuell handelt es sich um den "Schweren Zyklonischen Sturm" namens VARDAH, der über den Golf von Bengalen hinweg in Richtung indisches Festland zieht und voraussichtlich in den Morgenstunden des kommenden Montags, 12.12.2016, an der nördlichen Koromandelküste landen wird. Ein "Schwerer Zyklonischer Sturm" stellt nach Lesart des IMD die viertschwerste Kategorie tropischer Tiefdruckgebiete dar und kann in Böen Windgeschwindigkeiten von etwa 130 km/h erreichen.

VARDAH entstand Anfang Dezember aus einem länger andauernden, tropischen Konvektions- und Gewittergebiet über dem nordwestlichen Ausgang der Straße von Malakka. Er zog unter Verstärkung nordwestwärts in die Andamanen-See und schließlich in den Golf von Bengalen. Als kräftiges tropisches Tiefdruckgebiet verursachte er in den Anrainerstaaten wie Thailand oder den
Andamanen-und-Nikobaren-Inseln z.T. heftige Regenfälle. Dabei kamen in Thailand durch Überflutungen zwölf Menschen ums Leben. Auf den Andamanen und Nikobaren registrierte man an der Station Hut Bay (Kleine Andamanen, 10°45'N, 92°30'E, 183 m Höhe) am 6. Dezember 166 L/m² (= mm) und in Port Blair (Südliche Andamanen, 11°40'N, 92°45'E, 16 m Höhe) am 7. Dezember nochmals 167 mm.

Am heutigen 10.12.2016, 09:00 Uhr UTC, befindet sich VARDAH nach Angaben des US-amerikanischen Joint Typhoon Warning Centers in Pearl Harbor, Hawaii, mitten über dem Golf von Bengalen bei einer Position von etwa 12,9°N; 87,5°E. Er marschiert mit einem Kurs von 285° und einer Verlagerungsgeschwindigkeit von ca. 17 km/h westnordwestwärts auf die indische Küste zu. Die amerikanischen Kollegen gehen von einer Verstärkung des Sturmes aus, Sonntagfrüh (Ortszeit) soll VARDAH dann mittlere Windgeschwindigkeiten von 70 Knoten (130 km/h) aufbieten und in Spitzenböen sogar 85 Knoten (knapp 160 km/h) erreichen.

Unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/12/10.html finden Sie ein infrarotes Satellitenbild (10,8 µm) des Wirbelsturmes vom Sonnabend, 10.12.2016, 00:00 Uhr UTC, ergänzt um eine Analyse (des ECMWF-Vorhersagemodells) der die mittlere Troposphäre repräsentierenden 500-hPa-Hauptdruckfläche. Der tropische Wirbel befindet sich innerhalb eines Geopotentialminimums von weniger als 584 geopotentiellen Dekametern. Die Windpfeile (Richtung in Winkelgraden und Geschwindigkeit in Knoten, 1 Knoten = 1,852 km/h, lange Fieder 10 Knoten, kurze Fieder 5 Knoten) machen die zyklonale Rotation des Tiefdruckgebietes deutlich, die auf der Nordhalbkugel entgegen dem Uhrzeigersinn erfolgt. In seinem Kern fiel der Luftdruck zeitweise auf bis zu 988 hPa. Die Temperaturen der Meeresoberfläche liegen zwischen 27 °C und 30 °C und halten VARDAH noch bis zu seiner Landung am Montag am Leben.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.12.2016

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