Wer heute Morgen (14.12.) auf die Homepage des DWD oder in die WarnWetter-App geschaut hat, konnte zumindest Ansätze von winterlichem Wetter erhaschen. Warnungen vor leichtem Frost im Süden und Südosten ließen sich finden, und südlich der Donau sorgte leichter Regen auf gefrorenen Böden für Glatteis.
Dieses vorübergehende winterliche Intermezzo kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Winter bisher vornehm zurückgehalten und allenfalls kurze Gastspiele gegeben hat. Wer den Winter, respektive den Schnee sucht, muss schon höher hinaus, wie der Blick auf das beigefügte Satellitenbild vom gestrigen Dienstag zeigt. Zu sehen sind dort u.a. die Alpen, bei denen einerseits die Gipfel schneebedeckt sind, sich andererseits aber die Täler deutlich abzeichnen.
Eine der schneebedeckten Regionen sind die Hohen Tauern als Teil des Alpenhauptkammes. In der Abbildung weist der kürzere "Alpenpfeil" genau in ihre Richtung. Sie heben sich als besonders heller Streifen von der Umgebung ab, die dortige Station "Alpinzentrum Rudolfshütte" auf 2317 m Höhe meldete heute Morgen 74 cm Schnee, der nahe gelegene, 3105 m hohe Sonnblick sogar 137 cm. Sehr hell und damit schneereich präsentieren sich auch die Alpen im Grenzgebiet von Frankreich und Italien. Sie erinnern sich vielleicht: Rund um den Löwengolf und den Golf von Genua kam es vor etwa drei Wochen zu sehr kräftigen Niederschlägen. Und diese sind in den Hochlagen als Schnee gefallen, was jetzt noch im Satellitenbild zu erkennen ist. Und in Deutschland? Allenfalls einige schüchterne helle Flecken lassen sich in den deutschen Alpen ausmachen - bei den Liftbetreibern und in den Tourismusbüros dürften zumindest bezüglich des Schnees Wunsch und Wirklichkeit deutlich auseinanderklaffen.
Dieses Dilemma kennt man bei unseren südlichen Nachbarn aber auch. In der Schweiz ist beispielsweise das Rhonetal schneefrei, und in Österreich erkennt man nördlich der Hohen Tauern das Salzachtal und das Inntal als dunkle Streifen im Satellitenbild. Bei einer sehr (wirklich sehr!) groben Abschätzung der Schneegrenze kommt man übrigens auf etwa 800 bis 1000 Meter. So melden
Garmisch-Partenkirchen (719 m), das Südtiroler Städtchen Sterzing (948 m) und das österreichische Bad Gastein auf 1002 m Höhe alle etwa 2 cm Schnee. Das reicht für winterliche Tagträume, für Wintersport reicht es aber nicht. Es sei denn, es wurde mit Schneekanonen nachgeholfen, und dafür waren die Bedingungen in der letzten Zeit sehr gut.
Immerhin: Wer sich in den Alpen mit winterlichen Tagträumen begnügen musste, konnte das oftmals bei strahlendem Sonnenschein tun. Schließlich ist der Alpenbogen nur deshalb so schön zu erkennen, weil er nicht von Wolken verdeckt wird. Da kann man in vielen neblig-grau-trüben Ecken Deutschlands schon neidisch werden.
Oder vielleicht an Leidensgenossen denken. Diese sind in unserem Bild in der Poebene zu erkennen (also, genau genommen sind sie eben nicht zu erkennen). Die Poebene präsentierte sich gestern nämlich unter einer dichten Nebeldecke, die Sonne hatte von Ferrara im Osten über Piacenza bis nach Asti im Westen keine Chance. Das ist ähnlich wie in der Norddeutschen Tiefebene.
Aber: Von Asti ist man schnell in den schneebedeckten und auch heute wieder sonnenverwöhnten Seealpen.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.12.2016
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst