Die Wetterlage in Europa zeigte sich in den letzten Tagen sehr beständig. Ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet über großen Teilen Mittel- und Südwesteuropas sorgt und sorgte vielfach für teils sonniges, teils aber auch neblig-trübes bis graues Dezemberwetter. Was aber den Winter mit Schnee und Kälte betrifft, so müssen wir uns derzeit in anderen Regionen Europas umschauen.
Durch das starke Hochdruckgebiet werden die Tiefs auf dem Atlantik gezwungen, auf eine nördliche Bahn auszuweichen. Dabei verlagern sie sich über Skandinavien hinweg nach Osten. Vereinzelt werden die Tiefs auch um das Hoch herum wieder nach Süden geführt. So geschehen diese Woche, wo sich ein hochreichendes Tief über dem Schwarzen Meer einnistete. Mit einer mäßigen nördlichen bis nordöstlichen Strömung wurde sehr kalte sibirische Luft weit nach Süden transportiert. Sie führte vom Schwarzen Meer bis nach Griechenland und die Türkei zu einem erheblichen Wintereinbruch mit Schnee und Eis (vgl. Abbildung 1). In Teilen von Griechenland und der Türkei fielen bis zu einem halben Meter Neuschnee. Selbst in Athen, der Hauptstadt Griechenlands, oder auf den Inseln Rhodos (Abb. 3) oder Chios direkt am Meer schneite es bei Temperaturen um 1 Grad mäßig, sodass sich zumindest vorübergehend eine Schneedecke ausbilden konnte. In den wenige Kilometer entfernten Regionen von Athen (Villa Attica), die etwas höher gelegen sind (Abb. 2), kamen bis zu 40 cm Schnee zusammen. Auch Ankara die Hauptstadt der Türkei sowie allgemein das türkische Bergland versinken im Schnee. In Istanbul mischen sich ebenfalls zunehmend Flocken unter den Regen. Bei Temperaturen um 3 Grad ist es dort für eine dauerhafte Schneeschicht noch zu warm. Insgesamt lösten die Schneefälle in vielen Regionen Südosteuropas ein Verkehrschaos aus. Weiter östlich an der Südküste der Türkei und auf Zypern entwickelten sich dagegen bei 10 bis 15 Grad teils kräftige Gewitter mit Starkregen und zahlreichen Windhosen.
Was für viele Winterfans in Deutschland und Mitteleuropa ein Segen wäre, sorgte in Südosteuropa also für Chaos. Die Behörden dort sprechen von einem heftigen Wintereinbruch. Vor allem im Bergland sind zahlreiche Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Viele Straßen waren durch die heftigen Schneefälle zumindest vorübergehend unpassierbar. Insgesamt gab es bis Freitagmorgen innerhalb von 48 Stunden zwischen 10 und 30 l/qm, in höheren oder exponierten Regionen teils auch über 50 l/qm Niederschlag, der bei Höchsttemperaturen um bzw. nur wenig über 0 Grad vielerorts bis in tiefe Lagen als Schnee fiel.
Weitere nennenswerte flächendeckende Schneemengen sind derzeit nur noch in Skandinavien sowie in Russland und Teilen der Ukraine zu finden. In Mitteleuropa muss man schon hoch hinaus um die weiße feste Phase sehen zu können. Lediglich oberhalb von etwa 800 bis 1000 m liegt hierzulande noch etwas Schnee.
Und auch am morgigen Silvestertag ist in Deutschland noch kein Winterwetter mit Schnee in Sicht. Zwar beginnt das Hoch "Yörn" über Mitteleuropa langsam zu schwächeln. Um nicht völlig an Macht einzubüßen, bändelt es mit dem kräftigen Hochdruckgebiet "Zhygimont" über dem nordöstlichen Atlantik an. Nachfolgend wird jedoch von Norden her der Weg für Tiefausläufer frei. Mit einer nördlichen Strömung bringt dieser Anfang des neuen Jahres kühle Luft aus Skandinavien nach Deutschland. Gleichzeitig setzen Niederschläge ein, die ab der Nacht zum Montag (2. Januar) teilweise bis in tiefe Lagen als Schnee fallen.
Wie lange sich die winterliche Episode halten kann, ist aber noch unsicher. Für Winterfans besteht aber berechtigte Hoffnung, dass bei einer überwiegend nordwestlichen bis nördlichen Grundströmung auch über einen längeren Zeitraum zumindest in mittleren und höheren Lagen winterliche Wetterbedingungen vorherrschen könnten.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.12.2016
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst