Nachdem das vergangene Weihnachtsfest sowie auch die Jahreswende (abgesehen von Industrieschnee) mal wieder ohne die rieselnde weiße Pracht noch eine vorhandene Schneedecke gefeiert werden mussten, macht nun der Winter ernst und kommt zumindest vorübergehend mit Macht zu uns. Vor allem im Bergland konnten schon nennenswerte Neuschneemengen verzeichnet werden. Doch was fasziniert viele an der festen Phase des Niederschlags so sehr? Was ist Schnee?
Schnee ist fester Niederschlag und besteht meist aus verzweigten kleinen Eiskristallen. Diese haben gewöhnlich die Form von hexagonalen Plättchen und Säulen oder Sternchen von zarter Struktur in vielfältigen Variationen. Die Kristallform hängt hauptsächlich von der Temperatur sowie von dem Grad der Übersättigung des Wasserdampfes in der Luft. Bei tieferen Temperaturen bilden sich Plättchen oder Prismen aus, bei höheren Temperaturen eher sechsarmige Dendriten (Sterne).
Schnee entsteht, wenn sich in den Wolke
n feinste Tröpfchen unterkühlten Wassers (Wasser kann ohne Verunreinigungen bis zu -48 °C flüssig bleiben) an Kristallisationskeimen (z. B. Staubteilchen) anlagern und dort gefrieren. Dieser Prozess kommt vor allem bei Temperaturen unter -12 °C in Gang. Dabei entstehen Eiskristalle, die meist weniger als 0,1 mm groß sind und durch verschiedene physikalische und chemische Prozesse weiter anwachsen. Bei gleicher Oberflächengestalt und Temperatur ist der Sättigungsdampfdruck (vgl. www.dwd.de -> Wetterlexikon, Stichwort Dampfdruck) über Wasser höher als über Eis. Der vorhandene Wasserdampf schlägt sich darum durch Resublimation (Übergang vom gasförmigen in den festen Aggregatzustand) direkt an den Eiskristallen nieder. Durch das zunehmende Gewicht fallen die Eiskristalle nach unten. Dabei wachsen sie durch das Zusammenstoßen mit unterkühlten Wolkentropfen weiter an. Die größte Komplexität der Schneekristalle zeigt sich besonders bei hoher Luftfeuchtigkeit, da diese die Bildung von noch filigraneren Strukturen begünstigt.
Bei Temperaturen um 0°C fällt Schnee meist in Form großer, lockerer Schneeflocken (mehrere cm Größe möglich) aus zusammengeketteten Kristallen, bei tieferen Temperaturen in Form von kleineren und meist einfach gebauten Schneesternchen, Eisplättchen oder Eisnadeln. Da Schneeflocken eine große Oberfläche und somit einen hohen Luftwiderstand haben, fallen sie mit Geschwindigkeiten von etwa 4 km/h verhältnismäßig langsam. Kommen sie in einen turbulenten Bereich, beginnen sich die Schneeflocken zu verwirbeln. Dabei tendieren sie dazu, sich hintereinander anzuordnen und dann einander einzuholen.
Zumindest bis Donnerstagabend kann vielerorts die "weiße" feste Phase des Niederschlags in Deutschland begutachtet werden. Von Norden her ziehen wiederholt Schauerstaffeln über Deutschland hinweg, die im Verlauf des heutigen Mittwochs zunehmend auch in tiefen Lagen wieder als Schnee oder Graupel fallen. Vor allem an den Nordrändern der Mittelgebirge und den Alpen kann es auch längere Zeit schneien. Durch den kräftigen Wind werden der frische sowie auch der schon gefallene Schnee zudem stark verweht und verwirbelt. Da ab Donnerstag Väterchen Frost dem Land einen Besuch abstattet und die Temperaturen landesweit unter den Gefrierpunkt absinken lässt, kann der gefallene Schnee zumindest bis zum Wochenende auch konserviert werden. In den Höhenlagen überdauert er sogar noch länger.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.01.2017
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