Eisig kalt war es in den vergangenen Tagen in Deutschland. Die Thermometer zeigten verbreitet zweistellige Minuswerte an, "negativer Spitzenreiter" waren nachts das oberbayerische Reit im Winkl und das oberpfälzische Schorndorf mit jeweils minus 26 Grad Celsius. Bibbernde Menschen, rote Wangen und lethargisches Händereiben wo man nur hinsah. Dabei sind Temperaturen, wie sie in den vergangenen Tagen in Deutschland herrschten, in einigen Teilen der Welt normal bzw. werden noch um ein weites übertroffen (besser gesagt unterboten). In der Arktis beispielsweise sind Temperaturen von - 40°C im Winter keine Seltenheit. Da fragt man sich doch (durchaus zu recht): Wie können die dort lebenden Menschen eine solche Eiseskälte aushalten? Die Antwort ist simpel: Mit der richtigen Kleidung. Besonders effektiv ist das sogenannte "Zwiebelprinzip", das den meisten wohl bekannt ist. Anstatt einer einzigen sehr dicken Schicht, trägt man viele dünne Lagen.
Als Unterwäsche und damit unterste Bekleidungsschicht (auch "Baselayer" genannt) wird oftmals Merinowolle verwendet. Das Besondere an dieser hochwertigen Form von Wolle: Merinofasern sind stark gekräuselt (bis zu vierzig Kräuselungen pro Zentimeter) und haben eine wellenartige Struktur. Dadurch liegen die Fasern sehr locker aufeinander und es entstehen Luftkammern, die die Körperwärme einschließen und zurückhalten und den Körper somit vor dem Auskühlen bewahren. Die eingesperrte Luft zwischen den Fasern wirkt also isolierend nach außen - übrigens nicht nur wärmend im Winter sondern auch kühlend im Sommer. Dabei hat die Wolle des ursprünglich aus Nordafrika stammenden Merinoschafes noch weitere Vorteile: Sie kratzt nicht auf der Haut, transportiert Feuchtigkeit und riecht nicht. Zwar auch eine Wolle, aber dennoch nicht als Baselayer geeignet ist Baumwolle. Denn Baumwolle nimmt die Feuchtigkeit auf ohne sie abzutransportieren und trocknet schlecht.
Die unterste Kleidungsschicht sollte um ihre Funktion optimal zu erfüllen eng anliegen ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Als sogenannter "Midlayer" folgt dann eine weitere Schicht mit guter Wärmeisolation. Die gängigste Isolationsschicht ist Fleece durch ein hervorragendes Wärme-Gewicht-Verhältnis. Bei extremen Bedingungen kann man über den Fleecepulli noch eine Isolationsjacke (z.B. Primaloft oder eine ultradünne Daunenjacke) ziehen. Das Material Primaloft besteht aus synthetischen Mikrofasern und wurde Anfang der 80-er Jahre ursprünglich für die US-Army entwickelt. Seitdem bekannt ist, wie leicht, robust, atmungsaktiv, stark komprimierbar und feuchtigkeitsunempfindlich dieses Material ist, und welche hervorragenden Isolationseigenschaften es bietet, ist es aus den Regalen der Outdoorläden nicht mehr wegzudenken.
Und last but not least, die äußere (Wetterschutz-)Schicht. Ganz wichtig ist, dass diese Schicht wind- und wasserdicht ist. Schlupf-Anoraks sind bei extremer Kälte übrigens Jacken vorzuziehen, da bei Stürmen der Wind sogar durch doppelt abgedeckte Reißverschlüsse dringt. Fellstreifen im Kapuzenrand wärmen enorm und halten den Großteil des Windes vom empfindlichen Gesicht ab.
Nicht zu vergessen sind die "Accessoires": Handschuhe (am besten dicke Fäustlinge über dünnen Fingerhandschuhen), dicke Wollsocken und eine Mütze. Die Gelehrten streiten sich zwar, wie viel Prozent Körperwärme über den Kopf verloren gehen kann; die meisten Schätzungen liegen um die 40 Prozent. Klar ist aber auf jeden Fall, dass es ohne Mütze sehr schnell sehr kalt wird.
Und nun noch ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Die einzelnen Bekleidungsschichten dürfen nicht zu eng aneinander liegen! Denn Luft isoliert und somit dienen die kleinen Luftpolster in den Zwischenräumen als Wärmespeicher. Da liegt übrigens auch der Grund verborgen, warum man(n oder frau) so oft kalte Füße hat: Es werden enge (manchmal sogar mehrere) übereinander getragene Socken in zu kleine Schuhe gesteckt!
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2017
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