Der Januar zeigte sich bisher vielerorts von seiner kalten Seite, sodass die derzeitigen Abweichungen von den langjährigen Mittelwerten im negativen Bereich liegen und es ist zu erwarten, dass dies auch bis zum Monatsende so bleibt. Dabei ist es spannend zu sehen, wo die Ursache für diese Kälteperiode herkommt.
Es gibt letztlich drei mögliche Konstellationen, die zu Winterwetter in Deutschland führen können. Option 1 ergibt sich, wenn sich über Nordeuropa hoher und über Südeuropa niedriger Luftdruck eingestellt hat. Dann kann mit der daraus resultierenden östlichen Strömung vor allem im Hochwinter Kaltluft kontinentalen Ursprungs nach Deutschland geführt werden. Eine andere Möglichkeit wäre ein Hochdruckgebiet über Westeuropa bis zu den Britischen Inseln und tiefer Luftdruck über Nord- und Osteuropa. Bei dieser Konstellation werden mit einer nördlichen Strömung Luftmassen polaren Breiten, im Idealfall auch direkt von der Arktis, in das Bundesgebiet geführt.
Derzeit trifft keine dieser beiden Möglichkeiten zu, sondern eben die Dritte. Verantwortlich für die Kälte ist hoher Luftdruck direkt über unseren Köpfen, mit dem wir uns die Kälte selbst produzieren. Die meteorologische Vorgeschichte und damit die Voraussetzung für die eigene Kältemaschine waren ideal. So sorgten häufige Schneefälle in der zweiten Januardekade vielerorts für die Ausbildung einer Neuschneedecke. Vornehmlich im Mittelgebirgsraum fiel diese auch sehr üppig aus. Zudem war und ist die nachfolgend eingeflossene Luft verhältnismäßig trocken. Bei gleichzeitig schwachen Luftbewegungen kann die Temperatur in den noch ziemlich langen Nächten vor allem über Schnee stark absinken. So lagen die Tiefstwerte im süddeutschen Raum in den vergangen Nächten häufig unter -15 Grad.
Der ganze Prozess der Kälteproduktion ist dabei selbstverstärkend, weswegen man bei winterlichen Hochdruckgebieten eben von sogenannten Kältemaschinen spricht. Kalte Luft hat eine höhere Dichte als warme, sie bleibt am Boden liegen und wirkt der Absinkbewegung im Hochdruckgebiet nicht entgegen. Das Hoch wird durch die vorhandene Kaltluft quasi gefestigt. In den langen Nächten wird es schließlich Tag für Tag etwas kälter. Sehr gut kann man das beispielsweise im Rhein-Main Gebiet beobachten. Die Station im Wetterpark in Offenbach meldete am Samstag einen Tiefstwert von -9 Grad, am Sonntagmorgen waren es -11 Grad und am heutigen Montag wurden in den Frühstunden -12 Grad gemessen. Zudem wirkt die schwere Kaltluft wie ein Bollwerk, gegen das Vordringen wärmerer Luftmassen.
In höheren Luftschichten und damit auch im Bergland ist die Luft hingegen deutlich wärmer. Durch fehlende Austauschprozesse (Durchmischung) hat sich entsprechend über Deutschland eine kräftige Temperaturumkehr (Inversion) ausgebildet. Das in höheren Luftschichten wärmere Hoch liegt also quasi wie ein Deckel auf der Kaltluft darunter. Eindrucksvoll ist dies unter anderem in Baden-Württemberg zu sehen. In Messtetten (920 m) (Schwäbische Alb) wurde ein sonntägliches Maximum von +6.5 Grad, direkt benachbart bei Dauernebel im Donautal nur wenig über -10 Grad gemessen.
Auch in den nächsten Tagen setzt sich nach kurzer Unterbrechung am morgigen Dienstag die Inversionswetterlage fort. Nach Dauerhoch "Peter" im Dezember ist also auch die zweite Monatshälfte des Januars stark hochdrucklastig. Und damit lebt der bisherige Winter 2016/17 vornehmlich von eigenproduzierter Kälte (wenn man von der ersten Januarhälfte absieht).
Die Großwetterlage unterscheidet sich dabei gar nicht so sehr von denen der vergangenen beiden Winter. Einzig der Hochschwerpunkt war damals weiter nach Osten verschoben, sodass über Deutschland eine Südwestströmung dominierte, mit der mildere Luftmassen atlantischen Ursprungs herangeführt wurden. In diesem Jahr liegt das Hoch nun direkt über uns. In der Höhe - also auf den Bergen - ist die Luft dabei immer noch recht mild, wie man an den Höchstwerten im Bergland sieht, sowohl im Dezember, als auch in der jetzigen zweiten Januarhälfte. Demnach fällt der Winter dort bisher gar nicht so kalt aus. In den Niederungen wird die Kaltluft aber weiter fleißig produziert und konserviert, sodass man sich dort weiter auf negativem Abweichungskurs bewegt.
Im Übrigen führen die Höchstwerte im Plusbereich im Bergland nicht zum Abschmelzen des Schnees, da die Luft dort sehr trocken ist. Insofern herrscht ideales und angenehm temperiertes Wetter für Winteraktivitäten jeglicher Art. Die Trockenheit, die nun schon seit Dezember andauert, macht hingegen den Flüssen zu schaffen, deren Pegel zum Teil auf einem für diese Jahreszeit sehr niedrigem Niveau liegen.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.01.2017
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