Seit gut zwei Wochen hält in Deutschland eine längere Hochdruckphase an. Dabei wurden wir von den Damen "BRIGITTA", "CHRISTA" und "DORIS" mit einem teils recht sonnigen, aber knackig-kalten Winterwetter verwöhnt, strenge Fröste und nächtliche Minima von örtlich teils unter -20 Grad inklusive. Nun stellt sich eine westliche Strömung ein, mit der wieder häufiger Tiefausläufer auf Deutschland übergreifen und für wechselhaftes Wettergeschehen sorgen.
Interessant ist dabei besonders die aktuelle Entwicklung. Denn bereits in der Nacht zum heutigen Montag (30.01.) bildete sich über Südirland am Rande eines umfangreichen atlantischen Tiefs ein sogenanntes kleinräumiges Randtief, das auf den Namen "HUBERT" hört. Vorderseitig von "HUBERT" kommt es aufgrund von Hebungsprozessen zu Niederschlägen, die seit der zweiten Nachthälfte auf die Westhälfte Deutschlands übergreifen. Da sich besonders im äußersten Westen und Nordwesten die mildere Luft bereits schon durchgesetzt hat und sich die Böden in einem frostfreien Zustand befinden, fallen die Niederschläge dort überwiegend als Regen.
Im weiteren Verlauf wird "HUBERT" in den Nordwesten Deutschlands einziehen und erreicht am heutigen Montagabend die Lüneburger Heide, bevor es in der Nacht zum Dienstag weiter in Richtung Altmark zieht. Dabei bringt "HUBERT" auf seiner Südflanke mildere Luftmassen vom Atlantik mit sich. Zunächst fallen die Niederschläge besonders in der Mitte und im Süden auf teils gefrorene Böden und es kommt zu Glatteis, in höheren Lagen fällt hingegen etwas Schnee. Allerdings steigt die Schneefallgrenze heute tagsüber rasch von Westen her auf über 1000 m an, sodass der Schnee relativ zügig in Regen übergeht.
Dies stellt die heutigen Warnmeteorologen vor ihre erste, knifflige Aufgabe. Denn je weiter die flüssigen Niederschläge nach Osten und Südosten vorankommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Regen auf gefrorene Böden fällt und beim Kontakt gefriert. Somit muss zunächst vorübergehend in den geschützten Mittelgebirgslagen, wo sich die milderen Luftmassen nur zögerlich durchsetzen, ab den Mittagsstunden dann auch im Osten und Südosten bei gefrierendem Regen mit Glatteisbildung gerechnet werden. Vor allem in Teilen der Mitte, im Süden und Osten zwischen dem Kasseler Bergland und dem Werratal bis zum Bodensee und vom Erzgebirge bis zur Donauregion kann dabei durchaus auch häufiger die "Rote Karte" (Unwetterwarnung) gezückt werden.
Im Südwesten setzt sich die mildere Luft dagegen etwas zügiger durch, sodass dort die Gefahr von Glatteis im Tagesverlauf deutlich nachlässt. Allerdings tritt stellenweise ein weiterer Warnparameter auf der Warnkarte auf. Mit Einsetzen der flüssigen Niederschläge muss besonders im Schwarzwald mit Tauwetter gerechnet werden. Die milderen Temperaturen und der aufkommende Regen sorgen dort für ein rasches Abtauen der teils noch veritablen Schneedecke. Aber auch im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen sowie später im Allgäu und im Bereich der bayerischen Alpen sorgt die Kombination aus Niederschlag und Schmelzwasser für "abflussrelevante Wassermengen". Aufgrund des bisher sehr trockenen Winters sollte sich besonders die Schifffahrt angesichts der aktuellen Pegelstände über das zusätzliche "Fahrwasser" freuen.
Etwas winterlicher geht es dagegen an der Nordflanke von "HUBERT" zu. Dort wird mit einer südöstlichen bis östlichen Strömung kontinentale Kaltluft angezapft, sodass die Niederschläge im Osten und Nordosten nach einer anfänglichen Mischphase aus Schnee und Regen in der Nacht zum Dienstag überwiegend als Schnee niedergehen. Da es sich dabei allerdings um sehr nassen Schnee handelt, sollte die Neuschneedecke, wenn überhaupt nur wenige Zentimeter betragen.
Und wie geht es weiter mit dem "bunten HUBERT"? Ihm scheint es in Deutschland zu gefallen. Denn er verlangsamt seine Zuggeschwindigkeit deutlich und zieht allmählich in Richtung Erzgebirge. Allerdings schwächt sich unser "HUBERT" deutlich ab. So muss am Dienstag im äußersten Südosten noch mit Glatteis, im Stau des Erzgebirges auch mit etwas Schnee gerechnet werden. Im Tagesverlauf schwächen sich die Niederschläge jedoch von Norden her allmählich ab.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.01.2017
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