Schauen wir zunächst auf die aktuelle Großwetterlage. Wie bereits einige Modellläufe in der vergangenen Woche angedeutet haben, hat sich ein umfangreiches Hochdruckgebiet über Skandinavien gebildet. Namentlich ist dies Hoch "Erika" mit einem Kerndruck von stolzen 1050 Hektopascal (hPa). Demgegenüber steht westlich von Island ein kräftiges Tief mit dem Namen "Niklas" und einem Kerndruck von derzeit 965 hPa. "Niklas" hatte zu Beginn der Woche sogar weniger als 940 hPa. Ein mächtiger Druckgegensatz also, der vor allem im Seegebiet südlich von Island und westlich von Irland hohe Wellen geschlagen hat.
Auf der Südflanke von "Erika" hat sich die eisige Frostluft aus Westrussland in den letzten Tagen auf den Weg gemacht und ist weiter nach Mitteleuropa und Deutschland vorangekommen. Grund dafür ist vor allem, dass Tief "Niklas" etwas die Kraft ausgegangen ist und dementsprechend nicht mehr richtig entgegen halten kann.
Dennoch gelingt es der Kaltluft nicht vollends Deutschland in seinen Bann zu nehmen. Dies liegt vor allem an der geringen Mächtigkeit der kontinentalen Kaltluft. Die kälteste Luft konzentriert sich auf die untersten 1 bis 1.5 km und wird gedeckelt von einer Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe). Dadurch stellen die Mittelgebirge gewissermaßen eine natürliche Barriere dar, die die Kaltluft ausbremst. Es ist also wenig überraschend, dass es in der Nordosthälfte dauerfrostig ist, während weiter nach Südwesten die Höchstwerte deutlich in den positiven Bereich steigen können.
Wie geht es nun bis zum Wochenende weiter? Hoch "Erika" weitet seinen Einfluss westwärts aus, sodass Tief "Niklas" nahezu vollständig verdrängt wird. Infolgedessen kann mit der östlichen Strömung die Kaltluft zunächst noch etwas weiter Boden in Richtung Westen gutmachen. Insbesondere nachts ist es dann überall frostig und tagsüber geht das Temperaturniveau abgesehen vom Oberrhein noch ein Stück weiter zurück.
Wirklich freundlich wird es allerdings nur in wenigen Regionen. Ursächlich dafür ist, dass die bodennahe Kaltluft mit Feuchtigkeit angereichert ist, die gebietsweise zu einer dichten hochnebelartigen Wolkendecke führt. Zudem macht sich zum Wochenende ein sogenannter "Kaltlufttropfen" bemerkbar. Dabei handelt es sich um ein Tief, das man nur in Wetterkarten von höheren Luftschichten findet und das aufgrund seiner etwas schwierigen Vorhersagbarkeit für einige Überraschungen gut sein kann. Der Kaltlufttropfen könnte am kommenden Wochenende in der Nordosthälfte durchaus für etwas Schneefall sorgen und damit den winterlichen Eindruck noch verstärken. Allerdings gibt es diesbezüglich noch größere Modellunsicherheiten.
Interessant ist auch noch eine andere Entwicklung über Südwesteuropa. Dort etabliert sich ein umfangreiches Tiefdruckgebiet, das in der kommenden Woche auch Deutschland beeinflusst. Es sorgt für die Zufuhr milder Luftmassen nach Zentraleuropa ... allerdings nur in den höheren Luftschichten. Da gleichzeitig der hohe Luftdruck über Deutschland vorherrschend bleibt, verstärkt sich damit die Inversionswetterlage. Bodennah kann sich nämlich vor allem in der Nordosthälfte die Kaltluft halten. Als Ergebnis setzt sich das bereits im Dezember und Januar mit nur kurzen Unterbrechungen vorherrschende winterliche Hochdruckwetter und die in Teilen des Landes enorme Trockenheit wohl auch im Februar fort und frühlingshafte Temperaturen sind derzeit noch weit von uns entfernt.
Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.02.2017
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