Am gestrigen Mittwoch deuteten vorfrühlingshafte milde Temperaturen von über 15 Grad im Westen Deutschlands auf ein baldiges Ende des Winters hin. In Moskau war es hingegen mit einem Höchstwert von -1,5 Grad weiterhin winterlich kalt. Auf der Suche nach dem Sommer wird man derzeit z. B. in Australien fündig. Eine über mehrere Tage andauernde Hitzewelle brachte dort vor allem in den östlichen Landesteilen Temperaturen von über 45 Grad. Solche hohen Temperaturen sind in unseren Gefilden kaum vorstellbar. So liegen wir in Deutschland glücklicherweise fernab von jeglichen, uns kaum erdenklichen, weltweit beobachteten Wetterextrema.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Temperaturrekorde. Am 05. Juli sowie am 07. August 2015 stieg das Thermometer in Kitzingen am Main auf die bisher höchste jemals in Deutschland gemessene Temperatur von 40,3 Grad Celsius. Ungefähr 100 Jahre zuvor (10.07.1913) lag im Death Valley (Kalifornien, USA) die Höchsttemperatur bei 56,7 Grad Celsius. Die niedrigste Temperatur in Deutschland mit -37,8 Grad Celsius wurde am 12.02.1929 in Wolznach-Hüll (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, Bayern) gemessen. Die Station am Funtensee (1556 m über Meeresniveau), wo eine noch niedrigere Temperatur gemessen wurde, wird an dieser Stelle nicht berücksichtigt, da diese mit ihrer Muldenlage, in der sich oft die Kaltluft sammelt, deutschlandweit nicht wirklich repräsentativ ist. Weltweit gesehen konnte am 21.07.1983 in Wostok (Antarktis) ein neuer Kälterekord aufgestellt werden. Bis heute wurde die dortige Tiefsttemperatur von -89,2 Grad Celsius nicht unterboten.
Im Hinblick auf den Niederschlag kam die höchste jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland im Jahr 1970 in Balderschwang im Allgäu zusammen. Die dort gemessenen 3503,1 mm sind jedoch nur ein Bruchteil dessen, was innerhalb eines Jahres in Cherrapunji am Fuße des Himalayas (Indien) vom Himmel fiel. Im Zeitraum vom 01.08.1860 bis 31.07.1861 betrug die dortige Niederschlagsmenge 26467 mm. Innerhalb von 24 Stunden (12.08., 7 Uhr (MEZ) bis 13.08.2002, 7 Uhr (MEZ)) ist die Station Zinnwald im Osterzgebirge mit 312 mm deutscher Spitzenreiter. Weltweit hat jedoch das Hochplateau Foc-Foc auf der Insel La Reunion im Indischen Ozean mit unvorstellbaren 1825 mm in 24 Stunden die Nase vorne.
Betrachtet man die Windmaxima, steht seit dem 03.12.1999 List auf Sylt mit einer Orkanböe von 184 km/h auf Platz eins der deutschen Wetterstationen im Tiefland. Bei den Bergstationen sticht, wie nicht anders zu erwarten, die Zugspitze heraus. Dort wurde am 12.06.1985 ein Windmaximum von 335 km/h gemessen. Im weltweiten Vergleich ist jedoch Barrow Island (Australien) Spitzenreiter unter den Windgeschwindigkeiten (Tornados ausgeschlossen). Während des schweren tropischen Zyklons "Olivia" am 10. April 1996 wurde auf Barrow Island, nahe der australischen Nordwestküste, eine Spitzenböe von 408 km/h registriert.
Abschließend kommen wir zum Luftdruck. In Deutschland konnte an der Wetterstation in Greifswald am 23.01.1907 ein Luftdruck von 1060,8 hPa (Hektopascal) registriert werden. Dem gegenüber steht ein Druckwert von 1084,8 hPa, der am 19. Dezember 2001 in Tosontsengel (Mongolei) gemessen wurde. Der tiefste weltweit beobachtete Druckwert von 870 hPa lag im Auge von Taifun "Tip" östlich der Philippinen (12.10.1979). Unsere Herbst- bzw. Winterstürme sind damit natürlich nicht zu vergleichen. Am tiefsten sank das Barometer am 27. November 1983 in Emden auf 954,4 hPa.
Blicken wir zum Abschluss auf unser aktuelles Wettergeschehen, so wird uns in den nächsten Tagen weder eisige Kälte noch unerträgliche Hitze heimsuchen. Wenn wir auch am gestrigen Mittwoch im Westen von zaghaft frühlingshaftem Wetter verwöhnt wurden, geht das Temperaturniveau zum Wochenende wieder etwas nach unten. Zudem zeigt sich die Sonne bei unbeständigerem Witterungsverlauf deutlich seltener.
Weitere Wetterrekorde finden Sie auch unter www.dwd.de/rekorde.
M.Sc.-Met. Andreas Würtz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.02.2017
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