Am gestrigen Montag, dem 10.4., hat sich die Wetterlage in Deutschland deutlich umgestellt. Allerdings ging die Umstellung nicht überall mit ?Pauken und Trompeten? vonstatten. Wolkenaufzug, Winddrehung und damit verbunden ein leichtes Auffrischen des Windes waren im Norden und der Mitte die oftmals dezenten Begleiterscheinung der Kaltfrontpassage, die die Wetterumstellung einleitete. Dabei setzte unmittelbar hinter der Front ein leichter Temperaturrückgang ein. Und, nicht zu vergessen: Wer im Freien mal einen Blick in die Weite gerichtet hat, konnte feststellen, dass die Sichtweiten im Frontbereich deutlich zurückgingen.
Insgesamt also viel Wind um Nix (bzw. viel Wind um Wenig)? Nicht so ganz! Denn wenn man sich anschaut, aus welchen Regionen die Luft stammt, die gestern noch unser Wetter bestimmte, und woher die Luft heute kommt, dann springen dem Betrachter deutliche Unterschiede ins Auge.
Der zugehörige physikalische Exkurs führt uns in die Welt der Trajektorien. Dies sind die Bahnkurven, auf denen sich die Luftpartikel in der Atmosphäre bewegen. Mit einfachen Worten: es handelt sich um die Wege, die Luftpartikel in der Atmosphäre zurücklegen. Dabei unterscheidet man zwei Sorten von Trajektorien: Die sogenannten Rückwärtstrajektorien geben an, woher ein Luftteilchen kommt, und die Vorwärtstrajektorien liefern Informationen darüber, wohin sich ein Luftteilchen bewegt.
Betrachten wir also die Rückwärtstrajektorien am gestrigen Montag und am heutigen Dienstag. In der Grafik sind Rückwärtstrajektorien für drei verschiedene Höhen (dunkelblau etwa 500 Meter, mittelblau etwa 1,5 km und hellblau etwa 3 km Höhe) für Magdeburg dargestellt. Die ?Montag-Trajektorien? (im Bild links) haben dabei gemeinsam, dass sie sich in einem großen Bogen im Uhrzeigersinn auf Magdeburg zubewegen und dabei große Gebiete West- und Südwesteuropas überqueren. Ganz anders die Situation am heutigen Dienstag: Da haben wir ?Besuch? vom Nordmeer, und die Luft ist erwartungsgemäß deutlich kühler. Der betrachtete Zeitraum der Bewegung umfasst dabei jeweils die letzten 4 Tage (96 Stunden).
Und der ? in der Karwoche obligatorische - ?Trajektorienblick? auf Ostern? Der gleicht wohl eher dem heutigen als dem gestrigen Bild. Wir erwarten recht kühle Luft aus dem Norden und wechselhaftes Wetter. Der ?Besuch? aus dem Nordmeer scheint also nicht nur eine Stippvisite zu planen, sondern sich länger einzunisten. Keine guten Aussichten für die Ostereiersuche im Freien.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2017
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