Dass das Aprilwetter sehr launisch sein kann, durften wir bereits in den vergangenen Tagen erfahren. Ganz nach dem Motto ?April, April, der macht, was er will? sorgte Tief ?PETER? in den Mittelgebirgen sowie an den Alpen für Winterwetter, neben zeitweisem Sonnenschein gab es frostige Tiefsttemperaturen sowie teils auch Schneefall bis in tiefere Lagen. So trauten die Bewohner vom Sauerland bis ins Rothaargebirge am Ostermontag sowie am gestrigen Dienstag beim morgendlichen Blick aus dem Fenster wohl kaum ihren Augen, denn dort fielen jeweils in den Frühstunden 1 bis 5 cm Schnee, an der Station Meinerzhagen-Redlendorf (NRW) auf 380 m beispielsweise sogar bis zu 10 cm.
Auch im Erzgebirge, im Thüringer und Bayerischen Wald sowie auf der Schwäbischen Alb wurden Neuschneemengen bis 10 cm registriert, einige Stationen im Bergland zeigten sogar Mengen bis 16 cm. Wintersportler, die sich noch nicht ganz von der aktuellen Saison verabschieden möchten, sollten die Neuschneemengen in den Alpen erfreuen. Dort sorgten länger anhaltende Schneefälle nochmal für einen veritablen Zuwachs der Schneedecke. Spitzenreiter ist dabei unangefochten die Zugspitze, wo seit Samstagfrüh innerhalb von 4 Tagen immerhin rund 210 cm Neuschnee verzeichnen waren. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Schneedecke dort zurzeit immerhin 430 cm dick ist. Aber auch im Allgäu braucht man sich mit Neuschneemengen zwischen 30 und 60 cm nicht zu verstecken.
Schneefall im April ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Dies findet sich sogar in einigen Bauernregeln wieder, die beispielsweise besagen: ?Ist der April auch noch so gut, er schneit dem Bauern auf den Hut."
Für die Pflanzenwelt ist der Schnee weniger gefährlich. Allerdings stellt der aktuelle Kaltluftvorstoß arktischen Ursprungs durch die verbreiteten Nachtfröste eine Herausforderung für bereits blühende Pflanzen dar, denn Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes können den Pflanzen bzw. ihren Blüten schaden und somit zu Ernteausfällen führen. Im Thema des Tages vom 05.04.2017 wurde bereits beschrieben, dass Landwirte ihre Pflanzen z. B. durch Frostschutzberieselung effektiv schützen können. Durch das dauerhafte Besprühen der Pflanzen mit feinen Wassertröpfchen bei frostigen Temperaturen bildet sich ein schützender Eispanzer um die Pflanzen aus. Da beim Gefrieren von Wasser die sogenannte "Erstarrungswärme" frei wird, sinkt die Temperatur innerhalb der Eishülle nicht wesentlich unter den Gefrierpunkt ab. Steigen die Temperaturen dann wieder in den positiven Bereich, taut der Eispanzer wieder auf.
Spargel- oder Erdbeerbauern wiederum bedienen sich eines weiteren Hilfsmittels zum Schutz ihrer Kulturen. Mithilfe von Folie oder Vlies werden die Pflanzen abgedeckt. Dies hemmt zum einen die Wärmeabstrahlung der Pflanzen in der Nacht und sorgt gleichzeitig für die Bildung eines isolierenden Luftpolsters. Diese Methode ist besonders bei leichtem Frost eine gute und günstige Alternative zur recht kostenintensiven Frostschutzberegnung.
Eine weitere Möglichkeit bietet die künstliche Luftdurchmischung in sogenannten Strahlungsnächten, besonders dann, wenn sich die kalte Luft in Tal- und Muldenlagen am Boden sammelt. Dabei wird versucht, mithilfe von großen Ventilatoren oder Hubschraubern, wärmere Luft aus darüber liegenden wärmeren Luftschichten unter die bodennahe Kaltluftschicht zu mischen, um somit "künstlich" die Temperatur nach oben zu treiben.
Die kommende Nacht zum Donnerstag wird die vorerst kälteste Nacht. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Hobbygärtner unter uns den anfälligen Pflanzen entweder ein warmes Plätzchen in der Wohnung verschaffen können oder aber ein kuschelig-warmes Gewand angelegt haben. Denn mit wenigen Ausnahmen muss hierzulande verbreitet mit leichtem, teils auch mäßigem Frost gerechnet werden. In der Nacht zum Freitag kann das Quecksilber dann in der Südhälfte nochmals bis -6 Grad, am Alpenrand auch etwas tiefer absinken, in der Nordhälfte ist es dann unter dichten Wolken allerdings schon frostfrei. In der Nacht zum Samstag beschränkt sich die Frostgefahr dann nur noch auf höhere Berglagen sowie den unmittelbaren Alpenrand.
Das wechselhafte Aprilwetter setzt sich dabei weiter fort. So zeigt sich hin und wieder mal die Sonne, aber auch viele Wolken sowie Regen, Schauer, vereinzelt Gewitter und etwas Neuschnee sind in den kommenden Tagen mit von der Partie.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.04.2017
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst