Mit einer südwestlichen Strömung gelangte Luft aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland. Diese Luftmasse war energiegeladen und mit ausreichend Feuchte angereichert, so dass sich verbreitet Schauer und im Tagesverlauf mit steigender Temperatur auch etliche Gewitter entwickeln konnten. Aufgrund des eher langsamen Vorankommens der Gewitter und des in der Atmosphäre enthaltenen Wassers wurden die Gewitter zumeist von Starkregen begleitet.
Aber auch Hagel konnte sich in kräftigen Auf- und Abwinden innerhalb der Gewitterzellen bilden. Hagel entsteht, wenn sehr kalte Wassertropfen und Eiskristalle in einer Gewitterwolke - einem Cumulonimbus - zusammenstoßen, sich zu sogenannten "Hagelembryos" vergraupeln und durch starke Auf- und Abwinde solange in der Wolke zirkulieren, bis die Hagelkugel zu schwer wird, die Kraft des Aufwindes überwindet und durch die Erdanziehung zu Boden fällt. Daraus können sehr unterschiedliche Hagelgrößen hervorgehen. Je mehr Energie in der Atmosphäre vorhanden ist, desto länger hält sich das Unwetter mit seinen intensiven Auf- und Abwärtsbewegungen innerhalb der Wolke und umso mehr Zeit hat das anfängliche Hagelkorn, um zu wachsen. Kaum vorstellbar, dass im Juni 2010 in den USA (im Bundesstaat South Dakota) ein Hagelkorn zu Boden fiel, das im Durchmesser etwas über 20 Zentimeter(!) maß (Quelle: National Severe Storms Laboratory, USA).
Nun aber zurück nach Deutschland. Am vergangenen Wochenende waren die Anzeichen für unwetterartige Entwicklungen hierzulande noch nicht verbreitet ausgeprägt und dennoch mussten lokal Unwetterwarnungen ausgegeben werden. Am Samstag fielen beispielsweise in Soltau (Niedersachsen) innerhalb weniger Stunden 40 Liter pro Quadratmeter Regen und auch anderswo regnete es längere Zeit, teils auch kräftig. In Teilen Thüringens, Sachsen-Anhalts und Niedersachsens wurden Straßen von Schlammmassen bedeckt, nachdem es dort intensive Gewitter gab. Am Sonntag wurden rund um Alzey in Rheinland-Pfalz zahlreiche Straßen überflutet und zum Teil sammelte sich Hagel bis auf eine Höhe von 20 Zentimetern an.
Nach einer kurzen Wetterberuhigung, beginnend am heutigen Montag (15.05.2017) im Nordwesten des Landes, fortsetzend im gesamten Land bis einschließlich Mittwoch, wird zum Ende der Woche aber erneut eine gewitterträchtige Wetterlage erwartet. Ähnlich wie in den vergangenen Tagen wird dann mit einer südwestlichen Strömung sehr warme und zunehmend feuchte Luft nach Deutschland geführt werden. Zuvor wird sich die Luft - abgesehen von den Küsten - verbreitet auf sommerliche Werte über 25 Grad erwärmen. Im Osten wird es auch am Donnerstag noch meist freundlich und sommerlich warm bleiben, während auf den Westen bereits eine Kaltfront übergreifen wird, die erneut zahlreiche Schauer und kräftige Gewitter mit sich bringt.
Aufgrund der deutlich wärmeren und auch feuchteren Luftmasse, die sich bis Donnerstag auf den Weg nach Mitteleuropa macht, wird die Atmosphäre im Vergleich zum vergangenen Wochenende deutlich energiegeladener sein. Kräftige Gewitter mit unwetterartigem Charakter (heftiger Starkregen, Hagel und schwere Sturmböen) werden die Folge sein. Ein Rat bleibt: Verfolgen Sie die Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes in unserer WarnWetter-App, im Internet, auf Facebook und auf unserem Twitterkanal!
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.05.2017
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