Wer das vergangene letzte Maiwochenende in deutschen Landen verbracht hat, was wohl auf die meisten von uns zutrifft, durfte sich über hochsommerliche Verhältnisse freuen. Wobei, ob es angesichts von Temperaturen um oder über 30°C und entsprechend großer Hitze für jedermann eine Freude war, sei mal dahingestellt und muss jeder für sich selbst entscheiden.
Tatsache ist, dass unter der Regie eines Hochs mit dem Namen WALRITA subtropische Luftmassen den Weg nach Mitteleuropa respektive Deutschland gefunden hatten. Dabei konnte sich nicht nur die Sonne entfalten, sondern sich auch die Quecksilbersäulen der Thermometer reichlich ausdehnen. Vollkommen störungsfrei ging dabei der Samstag über die Bühne, wo die Sonne zwischen Küste und Alpenrand satte 13 bis 15 Stunden zum Zuge kam. Dabei stieg die Temperatur mit Ausnahme höher gelegener Areale sowie einiger Küstenabschnitte auf 25 bis 30°C, vom Emsland bis zum Rheintal hinunter sogar auf etwas über 30°C. Spitzenreiter war das nordrhein-westfälische Heinsberg-Schleiden unweit von Aachen, wo es bis auf 32,9°C hinauf ging. Selbst an sonst eher weniger hitzeanfälligen Orten wie z.B. Norderney wurde ein Tagesmaximum von 28,9°C registriert ? nachdem es am Freitag bei Hochnebel gerade mal für 13,7°C gereicht hatte.
Der Sonntag verlief dann nicht mehr ganz so störungsfrei, was den Herren FALK und GERHARD zu verdanken war. Die beiden Tiefs ? eins über Südwest-, das andere über Nordeuropa gelegen ? haben es nämlich geschafft, die gute WALRITA etwas nach Osten abzudrängen und sogar einen Tiefausläufer im Nordwesten zu platzieren. Besonders im Westen, etwa von der Eifel bis hoch ins Münsterland bzw. ins Weserbergland machte sich die Sonne deutlich rarer als am Vortag. Hinzu kamen einige Schauer und Gewitter, die u.a. aber auch im Schwarzwald und in Vorpommern beobachtet wurden und vereinzelt sogar recht kräftig ausfielen.
Temperaturmäßig ging es gegenüber Samstag noch etwas nach oben, allerdings nicht überall. So wurden zwischen Ostfriesland und dem nördlichen Schleswig-Holstein keine 25°C und somit auch kein offizieller Sommertag erreicht (auf den Inseln waren es sogar weniger als 20°C). Dafür dehnte sich die Zone mit mehr als 30°C nun auch in den Osten, schwerpunktmäßig bis nach Brandenburg aus. Am heißesten war es allerdings im Südwesten, genau genommen in und um Trier herum, wo knapp über 34°C (34,3°C in Trier-Petrisberg) gemessen wurden. Damit wurde an dieser Station der bisherige Mairekord aus dem Jahr 2009 gebrochen, wo es am 25. des Monats 32,5°C heiß war.
Apropros Rekorde, Trier ist bei weitem nicht der einzige Ort, wo die bisherigen Temperaturmaxima für den Mai gebrochen wurden. Es ließen sich noch diverse andere Wetterstationen finden, die hier aus Platzgründen aber nicht alle aufgeführt werden können. Außerdem ist es sehr gut möglich, dass die Rekorde von gestern heute schon wieder Geschichte werden. Hohe Startwerte von wenig unter 20°C und andauernde Einstrahlung sorgen dafür, dass sich die subtropische Luftmasse nochmals so richtig satt aufheizen kann. Der Schwerunkt liegt dabei im Westen und Südwesten, etwa vom Ruhrpott über Rheinland-Pfalz, das Saarland und Südhessen bis zum Oberrheingraben, wo bis zu 34 oder gar 35°C erreicht werden ? puh!! Aber auch sonst wird in der breiten Mitte und im Süden die 30-Grad-Marke geknackt, was den Schülern verkürzten Unterricht bescheren könnte, an nicht klimatisierten Arbeits- und Wohnstätten aber schon ganz schön an die Substanz geht. Im Norden verläuft die Temperaturkurve deutlich flacher, will heißen, es werden ?nur? 22 bis 28°C, an der Küste teils nur um 20°C erreicht (siehe dazu auch Grafik unterhalb des ?Thema des Tages?).
Stellt sich nun freilich noch die Frage, ob die Hitzewelle auch die letzten Maitage noch andauert ? am kommenden Donnerstag beginnt übrigens nicht nur ein neuer Monat, sondern auch der meteorologische Sommer ? und wie es überhaupt so weitergeht. Am heutigen Montag bilden sich bevorzugt über der Mitte und im Südwesten zwar nur einzelne, aber kräftige Schauer und Gewitter, die mit Starkregen und Hagel einhergehen können. Örtlich besteht Unwettergefahr! Sonst präsentiert sich der Himmel mal mehr, mal weniger bewölkt, wobei die UV-Strahlung im Südosten außergewöhnlich hoch ist. In den nächsten Tagen gelangt von Westen bzw. Nordwesten her sukzessive kühlere respektive weniger heiße Luft in den Vorhersageraum. Die Temperatur geht z.T. deutlich nach unten, ohne dass es aber gleich wirklich kalt wird. Angenehm wird der eine oder andere sagen angesichts apostrophierter Tageshöchstwerte, die z.B. am Donnerstag zwischen 21 und 27°C, im Norden bei 16 bis 20°C liegen. In den Nächten geht es teilweise bis in den einstelligen Bereich zurück, so dass wieder ordentlich durchgelüftet werden kann.
Thema Schauer und Gewitter: Die ziehen sich von Tag zu Tag weiter in den Süden zurück und sind am Donnerstag wohl nur noch an den Alpen von Relevanz. Im Gegenzug tritt von Westeuropa her ein neues Hoch auf den Plan, das XENIA heißt und sich allmählich bis in unsere Breiten vorarbeitet. Ob die gute XENIA allerdings das nächste Pfingst-Wochenende übersteht, ist aus heutiger Sicht mehr als fraglich. Doch dazu in den nächsten Tagen mehr.
Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.05.2017
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