Affenhitze in Spanien

Während hierzulande nach den Gewittern am heutigen Freitag die Temperaturen am Wochenende wieder gen 30 Grad streben und damit zumindest vorübergehend freibadtaugliches Wetter Einzug hält, muss man sich in großen Teilen Spaniens mit noch viel größerer Hitze auseinandersetzen. Dort dürften vor allem im Süden in den nächsten Tagen bis weit in die kommende Woche hinein zum Teil über 40 Grad gemessen werden (siehe dazu auch die beigefügte Grafik der Tageshöchsttemperaturen für Spanien in den nächsten Tagen, zu finden unter unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/6/9.html).

Betroffen von der ?Affenhitze? in Spanien sind insbesondere die autonomen Gemeinschaften bzw. Regionen (in etwa vergleichbar mit unseren Bundesländern) von Andalusien und Extremadura über Kastillen-La Mancha sowie Madrid bis in Teile Aragoniens. Dort ist mit Tageshöchsttemperaturen von 35 bis 40 Grad zu rechnen, vor allem in Andalusien und Extremadura liegen sie lokal mit bis zu 42 oder 43 Grad auch noch darüber.

Der Begriff der ?Affenhitze? wurde im Übrigen wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts im Berliner Zoo geprägt. In dessen Affenhaus kam es wohl zu einer großen Hitze, weshalb man von ?Hitze wie im Affenstall? redete. Im weiteren Verlauf verkürzte sich dieser Begriff zur ?Affenhitze?, der sich dann überall in Deutschland durchsetzte.

Die Affenhitze in Teilen Spaniens wird durch die Zufuhr heißer Luft aus der Sahara ausgelöst. Diese kann vom nördlichen Afrika über das westliche Mittelmeer auf kurzem Weg nach Norden in Richtung Spanien vorstoßen und bei entsprechender Sonneneinstrahlung erhitzt sie sich vor allem über dem Festland immer weiter. Etwas kühler mit Höchsttemperaturen von ?nur? 28 bis 34 Grad bleibt es dagegen an den meisten Küstenabschnitten am Mittelmeer (von der südlichen Costa del Sol bis zur nordöstlichen Costa Brava) und auf den Balearen. An der Costa de la Luz an der Altantikküste im Südwesten des Landes werden aber wiederum heiße 33 bis 38 Grad erwartet.

In den Nächten kühlt es auch nur noch auf 21 bis 17 Grad ab. Sinkt die Temperatur in der Nacht zwischen 20 und 8 Uhr MESZ nicht auf unter 20 Grad ab, so spricht man in der Meteorologie von einer ?Tropennacht?. Des Weiteren ist ein Tag mit einem Maximum von 30 Grad oder mehr per Definition ein ?heißer Tag? (früher auch ?Tropentag?). Bei mehr als 35 Grad werden - allerdings nur inoffiziell - die Begriffe ?extrem heißer Tag? oder neuerdings sogar ?Wüstentag? verwendet.

Hitzewellen solchen Ausmaßes mit Wüstentagen und Tropennächten sind in Spanien im ersten Sommermonat Juni durchaus nicht ungewöhnlich. So gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Phasen, in denen Temperaturen von 35 bis 40, zum Teil sogar um 45 Grad vor allem in der zweiten Junihälfte registriert wurden. Im Prinzip muss dafür ja nur die heiße Luft aus Nordafrika bzw. der Sahara angezapft werden. Dort bildet sich Jahr für Jahr im Frühling ein Hitzepool, wobei Temperaturen um oder über 40 Grad zum Ende des Frühjahrs völlig normal sind.

Etwas Erleichterung durch etwaige kühlende Schauer oder Gewitter ist kaum zu erwarten. So liegt die Wahrscheinlichkeit dafür nur bei 5 bis 20 %. Saharaluft ist eben nicht nur heiß, sondern auch extrem trocken und der relativ kurze Weg über das Mittelmeer reicht meist nicht aus, dass die Luftmasse genügend Feuchtigkeit aufnehmen kann. Immerhin ist damit kein schwüles Wetter zu erwarten, liegt die relative Luftfeuchtigkeit tagsüber meist nur bei 10 bis 30 %.

Ein Ende der extremen Hitze ist zunächst nicht abzusehen. So soll es den Vorhersagen zufolge in der ganzen nächsten Woche bei diesem heißen Wetter bleiben. Erst zum übernächsten Wochenende hin deutet sich eine leichte Abkühlung bei etwas ansteigendem Schauer- und Gewitterrisiko an.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.06.2017

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