Nachdem der Frühling im Südwesten und Osten Deutschlands zu trocken ausfiel, ist es auch im heute 25 Tage alten meteorologischen Sommer insbesondere im Westen und Süden gebietsweise zu trocken. Im Norden und Nordosten fiel dagegen viel Regen, sodass dort das Monatssoll für den Juni zum Teil bereits übererfüllt ist (vor allem von Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg).
Als Konsequenz des Niederschlagsdefizits hat sich in Teilen der Republik Trockenheit ausgebreitet (siehe dazu die linke Grafik der aktuellen Bodenfeuchte unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/6/25.html, Stand vom 24.06.2017). Sie ruft nicht nur Niedrigwasser in den Flüssen hervor, sondern hat auch die Waldbrandgefahr gebietsweise stark erhöht. Darüber hinaus sind im Westen und Südwesten sowie Teilen der Mitte (gelbe und orangene Flächen in der linken Grafik) die Böden stark abgetrocknet. So liegen die Werte der nutzbaren Feldkapazität (nFK, einem Maß für die Bodenfeuchte) häufig nur noch bei 30 bis 50 % bei sandigem Lehm (ein schwerer Boden, der viel Wasser aufnehmen kann) unter Gras.
Vereinzelt können wie in Thüringen auch schon Werte unter 30 % nFK beobachtet werden. Bei 30 bis 50 % nFK ist die Wasserversorgung der Pflanzen noch ausreichend. Bei unter 30 % nFK stehen die Pflanzen unter dem sogenannten ?Trockenstress?, dann ist mit Ertragseinbußen zu rechnen ist.
Stellt sich also die Frage, ob der zumindest in einigen Regionen Deutschlands dringend benötigte Regen in den nächsten Tagen fällt oder ob die Trockenheit gar weiter zunimmt und bei noch mehr Pflanzen mit Trockenstress bzw. Ertragseinbußen zu rechnen ist? Ein Blick in die Vorhersagekarten zeigt, dass der derzeit meist trockenen Witterung in den kritischen Gebieten in der kommenden Woche ein Ende bereitet werden soll. Ein neues Tief über den Britischen Inseln schickt sich an, von Südwesten her feucht-warme Luft zu uns zu transportieren. Damit werden Schauer und Gewitter ausgelöst, die sich ab Dienstag deutschlandweit ausbreiten sollen. Sie leiten einen wechselhaften, feuchten und konvektiv geprägten Witterungsabschnitt ein, der vermutlich sogar bis zum Ende der Woche anhält.
Dabei sollte fast jede Region in Deutschland Regen abbekommen (siehe dazu die Vorhersage des akkumulierten Niederschlags bis Montagnacht in der rechten Grafik von oben). Wie so häufig bei Schauern und Gewittern gibt es aber keine gerechte Regenverteilung, den einen trifft es stark, der andere bekommt nur ein paar Tropfen ab. Im akkumulierten, d.h. aufsummierten Niederschlag bis zum Ende der Woche sind jedoch landesweit Niederschlagssignale vorhanden. Dabei fallen in der Fläche zwischen 5 und 40 Liter Regen pro Quadratmeter (l/qm). Für die eine oder andere Region im Südwesten (beispielsweise in Rheinland-Pfalz und dem südwestlichen NRW) könnte das nur der ?Tropfen auf den heißen Stein? sein, der am Ende überhaupt nicht hilft.
In einem Streifen von Schleswig-Holstein bis nach Sachsen sowie im südöstlichen Bayern können dagegen zwischen 40 und 115 l/qm (wenn es denn genau so kommt) fallen. Für einigen Regionen in diesem Bereich, in denen mit Werten von über 80 % nFK bereits eine Überversorgung mit Wasser und dadurch eine Gefahr von Sauerstoffmangel der Pflanzen begonnen hat, kehrt sich der Prozess damit sogar um. Dort könnten demnächst durch den zu erwartenden Regen weitere Pflanzen von Überversorgung und Sauerstoffmangel betroffen sein.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2017
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst