Wettervorhersagen sind bekanntlich schwierig, insbesondere deshalb, weil sie die Zukunft betreffen. Hat man verschiedene Vorhersagen zur Auswahl, wie z.B. trockenes Wetter oder Schauerwetter, so versucht man die Wahrscheinlichkeit für das jeweilige Ereignis in der Wettervorhersage mit Begriffen zu beschreiben.
Auch wenn man es nicht vermutet: In den Texten, die Sie vom Deutschen Wetterdienst (DWD) lesen, ist klar festgelegt, welche Begriffe mit welchen Wahrscheinlichkeiten verbunden sind. Am häufigsten können Sie die Begriffe bei Niederschlags- und Unwetterprognosen hören bzw. lesen.
Im DWD unterscheiden wir in Bezug auf räumliche Verteilung der Wetterereignisse und zeitliche Angaben. Die Vorhersagen anderer, privater Wetterdienste, von denen die Medien heute vielfach die Wettervorhersagen beziehen, unterscheiden sich teilweise. Deren Definitionen können Sie dann den entsprechenden Websites entnehmen.
Beim DWD gelten für RÄUMLICHE Angaben folgende Definitionen: Vereinzelt oder einzelne: weniger als 10% (des Gebietes) Örtlich: 10 bis 20%
Strichweise: 10 bis 30%
Gebietsweise: 20 bis 50%
Verbreitet: mehr als 50%
Für ZEITLICHE Angaben sind folgende Begriffe definiert: Kaum: unter 10% (des Vorhersagezeitraums)
Gelegentlich: unter 30%
Zeitweise: 30 bis 60%
Länger andauernd: länger als 60%
Überwiegend (niederschlagsfrei): über 80%
Meist (niederschlagsfrei): über 90%
Wie kommen wir zu den Wahrscheinlichkeitsangaben?
Bis vor einigen Jahren ergaben sich diese aus einem Mix von Messwerten und der Erfahrung der Meteorologen. Messwerte waren z.B. die Temperaturen in verschiedenen Höhen. Eine Temperaturdifferenz von 25 Grad zwischen 1500 und 5000 m Höhe bedeuteten vereinzelte Schauer. Größere Temperaturdifferenzen führten im Vorhersagetext zu verbreiteten und stärkeren Schauern.
Heute geht man etwas anders vor. Wir haben hier schon öfter (Stichworte "Rauchfahne" oder "Spaghetti Plot") über die Berechnung von Parallelläufen (Ensemblevorhersagen) berichtet. Da die Anfangswerte, also der aktuelle Zustand der Atmosphäre, bei den Modellberechnungen nicht exakt genug bekannt sind, berechnet man mehrere Prognosen mit leicht unterschiedlichen Anfangswerten. Dann schaut man sich die dadurch ergebenden verschiedenen Modellergebnisse an, auch wenn jedes einzelne für sich nicht den exakten Wetterverlauf beschreibt.
Ergibt sich bei 20 verschiedenen Parallelläufen 6 mal ein bestimmtes Ereignis, so ordnet man ihm eine Wahrscheinlichkeit von 30% zu und arbeitet das in die Vorhersagetexte ein.
Aktuell werden die Gewitter über den Bergen Süddeutschlands mit dem Begriff "vereinzelt", also mit einem Gebietsbereich kleiner als 10% beschrieben. Das können Sie heute Abend im Netz anhand der Blitzverteilung verifizieren.*
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.07.2017
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