Wer sich am gestrigen Mittwoch unweit der deutschen Nord- oder Ostseeküste aufgehalten hat ? angesichts der angelaufenen Ferienzeit dürften das gar nicht mal so wenige gewesen sein -, hat definitiv keinen Hitzschlag erlitten. Gerade mal 16 bis 20°C lautete die Tagesbilanz der Höchsttemperatur. Nun zählen Nord- und Ostsee naturgemäß nicht unbedingt zu den Meeren, die mit badewannenähnlichen Wassertemperaturen aufwarten (meist ist man schon froh, wenn die 18-Grad-Marke überschritten wird). Doch auch fernab der Küste, also im norddeutschen Binnenland war es nicht wesentlich wärmer, Werte um oder etwas über 20°C sind Anfang Juli wahrlich keine Offenbarung.
Ganz anders dagegen der Süden unseres Landes. Vom Mittel- und Oberrhein bis hinüber nach Ober- und Niederbayern erwärmte sich die Luft auf satte 28 bis 32°C, im Raum Basel sogar auf 33°C, was dem einen oder anderen dann schon wieder fast zu viel des Guten war. Wie auch immer, der interessierte Beobachter stellt sich nun natürlich die Frage, wie es zu solch großen Spannen von über 15 Grad kommen kann. Hauptursache ist eine sogenannte Luftmassengrenze, die grob gesprochen von West nach Ost orientiert mitten über Deutschland liegt. Wie der Name schon sagt, trennt diese Luftmassengrenze verschiedene Luftmassen: während in den Norden maritime und nur mäßig temperierte Luft aus subpolaren Breiten eingeflossen ist, hat sich im Süden sehr warme bis heiße Subtropikluft aus südlichen Gefilden breitgemacht.
Doch nicht nur am Tag waren die Temperaturunterschiede groß, auch in der Nacht zum Donnerstag gab es erhebliche Unterschiede. Im Süden und Südwesten blieb es an einigen Orten mit Minima von 18 oder 19°C ziemlich ?mollig?. Dagegen kühlte es im Norden gebietsweise bis in den einstelligen Bereich ab. In Schleswig-Holstein (z.B. in Hohn oder in Hattstedt) wurde in 2 m Höhe eine Tiefsttemperatur von nur 5°C registriert, in Leck unweit der Grenze zu Dänemark lag das Minimum am Erdboden sogar nur bei 1°C, was nicht weit von Bodenfrost entfernt ist!
Am heutigen Donnerstag bleiben uns Luftmassengrenze und Temperaturgegensätze erhalten (siehe Grafik), allerdings legt die Temperatur in beiden Zonen etwas zu. Bei leichtem Hochdruckeinfluss ? im Norden schwingt Hoch GISELA das Zepter, im Süden zeichnet eher FRANCOISE verantwortlich ? und reichlich Sonneneinstrahlung werden im Norden 19 bis 25°C erwartet, während in der Südhälfte 29 bis 35°C auf der Karte stehen mit den höchsten Werten im Oberrheingraben. Dabei muss besonders im Südwesten mit einer hohen Wärmebelastung gerechnet werden.
Doch nicht nur das, ab Donnerstagmittag steigt auch die Gewitterwahrscheinlichkeit wieder an. Zunächst entwickeln sich über dem süd- und südwestdeutschen Bergland vereinzelte Hitzegewitter, die aber durchaus kräftig ausfallen können. Gleichzeitig greifen von Belgien und Luxemburg erste Gewitter auf die westlichen Landesteile über, die sich ostwärts verlagern. Am Abend und in der Nacht folgen dann mit dem kleinen Tief UWE weitere Gewitter nach, die sich in einem breiten Streifen über der Mitte nach Osten ausweiten. Dabei besteht ab dem Nachmittag durchweg Unwettergefahr durch größeren Hagel bis oder um 3 cm Durchmesser und Starkregen von 25 bis 40 mm binnen kurzer Zeit. Zudem muss in Einzelfällen mit schweren Sturmböen um 100 km/h gerechnet werden. Informationen zur aktuellen Warnlage erhalten sie wie immer unter www.dwd.de oder auf der WarnWetter-App des DWD.
Last but not least ein flüchtiger Ausblick auf die nächsten Tage. Am Freitag kommt es besonders im Süden und Osten sowie in Teilen der Mitte zu kräftigen Gewitter bis hin zu Unwettern. Dazu 23 bis 27°C im Norden (Küste etwas darunter) und schwülwarme 28 bis 33°C im Rest des Landes.
Am Samstag beruhigt sich die Lage etwas. Dabei präsentieren sich der Norden und die Mitte unterschiedlich bewölkt, gelegentlich regnet es etwas bei 22 bis 29°C. Im Süden scheint häufig die Sonne, bevorzugt über dem Bergland entwickeln sich aber einzelne Gewitter bei weiterhin schwülen 29 bis 33°C. Für Sonntag wird die Vorhersage unsicher, vor allem was die Gewitterei angeht. Es deutet sich aber erneut eine Zunahme der Gewitterwahrscheinlichkeit im Süden und Südwesten an, wo es weiterhin heiß bleibt (29-33°C). Ansonsten sollte man sich auf ein Mixtum compositum von Wolken, Sonne und nur wenigen Schauern bei 22 bis 28°C, an der See um 20°C einstellen.
Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.07.2017
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