Auch am heutigen Montag beherrschen Gewitter in Deutschland die Schlagzeilen in Sachen Wetter. Am vergangenen Wochenende gab es kräftige Gewitter bis in den Unwetterbereich (nach den Kriterien des Deutschen Wetterdienstes) beispielsweise am Samstag am Bodensee oder am Sonntag im Saarland. So fielen in Friedrichshafen am Samstag zwischen 17 und 22 Uhr MESZ an einer fast stationären Gewitterlinie 120 Liter Regen pro Quadratmeter (davon 89 Liter allein in 2 Stunden). Im saarländischen Neunkirchen wurden am Sonntag um 21 Uhr MESZ 49 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde registriert (siehe auch die Grafik unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/7/10.html). Und auch für heute sind weitere Gewitter angekündigt, die lokal durchaus wieder Unwetterpotenzial haben.
Was von Seiten des Deutschen Wetterdienstes bei solchen Wetterlagen häufig für größere Teile in Deutschland in einer sogenannten Vorabinformation vor zu erwartenden schweren Gewittern mündet, wobei eine sehr gefährliche oder sogar extrem gefährliche Wetterentwicklung erkennbar und möglich, Gebiet, Zeit und Intensität aber noch nicht hinreichend gesichert ist, endet beim Kunden hinterher jedoch nicht selten mit einer Enttäuschung über ausbleibende Gewitter. Die Schwierigkeit dabei ist, dass Gewitter an einer Stelle oft sehr starke Begleiterscheinungen aufweisen, einige Kilometer entfernt davon aber überhaupt nichts passiert oder vielleicht nur fünf Tropfen vom Himmel fallen.
Die Vorhersagemeteorologen können dabei eigentlich nur "schlecht" aussehen. Geben sie eine Vorabinformation heraus, so erwarten alle schwere Gewitter, obwohl es in vielen Fällen nicht jeden treffen wird. Tun sie es nicht, so sind alle diejenigen verärgert, die es "schlimm" erwischt hat. Beim Deutschen Wetterdienst ist das Kriterium für eine Vorabinformation die mögliche Auslösung von verbreitet auftretenden schweren Gewittern, wobei die Beurteilung der räumlichen Positionierung von schweren Gewittern eben nicht einfach ist, zumal es für dieses teils extreme Naturereignis auch keine objektiven Kriterien gibt (geben kann).
Warum aber bringen Gewitter in vielen Fällen nur örtlich unwetterartige Begleiterscheinungen? Sogenannte "Wärmegewitter" oder "Hitzegewitter" entstehen im Sommer in einer schwül-warmen (feucht-labilen) Luftmasse. Diese Luft wird am Boden durch Sonneneinstrahlung erwärmt, wodurch sie aufsteigt. In der Höhe bilden sich bei günstigen Bedingungen hochreichende Gewitterwolken aus. Nun kann man sich das Ganze wie in einem Kochtopf vorstellen: Die Herdplatte erhitzt das Wasser und irgendwann steigen Blasen auf. Wo die Blasen aufsteigen, lässt sich nicht vorhersagen und so ist es übertragen auf die Natur mit der Entstehung von Gewittern auch. So kann es beispielsweise in einer größeren Stadt in einem Stadtteil zu sintflutartigem Regen kommen, während in einem anderen Stadtteil sogar noch die Sonne scheint und es zeitgleich trocken bleibt.
Die Gewitterzellen haben dabei oft nur eine Breite (horizontale Ausdehnung) von einigen Kilometern oder sogar nur einigen hundert Metern und eine Überlebensdauer von einer halben bis anderthalb Stunden. Manchmal wachsen aber auch mehrere Gewitter zu einem Cluster zusammen, der dann länger überdauern kann und der etwas verbreiteter hohe Regensummen bringt. Die begrenzte Räumlichkeit der Begleiterscheinungen von kräftigen Gewittern lassen sich auch bei den anderen Gewitterarten wie "Kaltluftgewitter" und mit leichten Einschränkungen auch bei linienhaft angeordneten Frontgewittern beobachten.
Am heutigen Montag gibt es vor allem in der Mitte und im Nordosten, am Nachmittag erneut auch im Süden und Westen Schauer und Gewitter mit lokalem Unwetterpotenzial. Und auch dann wieder wird nicht jeder davon etwas abbekommen, während ein paar Kilometer weiter "die Welt untergeht".
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.07.2017
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