Es ist noch nicht so lange her, da dominierten die Bilder des schrecklichen Waldbrandes in Portugal die internationalen Nachrichtensendungen, der am 18. Juni 2017 nordöstlich von Lissabon ausbrach. Dabei fraß sich ein riesiges Flammenmeer durch die Wälder und sorgte für eine unfassbare Tragödie mit Dutzenden Opfern. Da hilft auch nicht die Gewissheit, dass dieser Brand nicht fahrlässig durch ein unsachgemäß gelöschtes Lagerfeuer oder vorsätzlich durch Brandstiftung ausgelöst wurde, sondern infolge eines Blitzschlages während eines trockenen Gewitters entfacht wurde. Doch welche Bedingungen müssen für eine hohe Waldbrandgefahr herrschen und welche Parameter werden dabei betrachtet?
Ganz offensichtlich muss es in den betroffenen Regionen sehr trocken sein. Dabei kann sich solch eine Trockenheit manchmal schleichend über einen längeren Zeitraum, manchmal aber auch kurzfristiger durch eine intensive Hitzewelle entwickeln. Auch spielt der Wasserhaushalt des letzten Jahres eine große Rolle. Im Folgenden werden diese Punkte anhand eines aktuellen Beispiels betrachtet: der in diesem Jahr zu erwartenden "Brandsaison" in Südkalifornien, USA. Dabei wird das Augenmerk aber nur auf die natürlichen Einflüsse gerichtet und der Faktor "Mensch" mit fahrlässigem oder vorsätzlichem Verhalten ausgeklammert.
Wie bereits in den Medien im Verlauf der letzten Jahre wiederholt mitgeteilt wurde, litt Kalifornien bereits jahrelang unter einer heftigen Dürre, die vielerorts neue Maßstäbe bezüglich dieses Extremereignisses setzte. Durch die außergewöhnliche Trockenheit sammelten sich unter anderem auch zahlreiche vertrocknete Äste und Zweige auf dem Boden. Nun kommt allerdings in diesem Jahr ein ungewöhnlich feuchter Winter hinzu, der die Trockenheit in vielen Bereichen Kaliforniens deutlich zurückdrängen konnte. Das hört sich zunächst sehr gut an, doch die Folge dieses hohen Feuchteangebots war ein reges Wachstum dichter Bodengräser. Ein Großteil dieser Gräser vertrocknete nämlich wieder während der erneuten extremen Hitzewelle Ende Juni 2017, sodass die abgestorbenen Gräser nun ebenfalls zum üppigen Brennstoff hinzugezählt werden müssen.
Anhand dieses Beispiels ist der erste wichtige Punkt für die Waldbrandvorhersage bereits ersichtlich, der für das Feuer notwendige "Zündstoff" in Form von toter oder sehr trockener Vegetation. Doch es wird noch komplizierter, denn die Prognostiker der Waldbrandgefahr müssen auch folgende Fragen beantworten. Wie kompakt steht die Vegetation? Wie leicht kann sich das Feuer ausbreiten?
Die horizontale und vertikale Dichte der Vegetation sind dabei wichtige Informationen, denn es ist bezüglich der Ausbreitung des Feuers von Bedeutung, ob sich zwischen dem Bewuchs größere freie Flächen befinden, die eine Ausbreitung u.U. verlangsamen könnten. Es ist auch wichtig zu wissen, wie dicht Laub- bzw. Nadelbewuchs ist, also wie viel Brandmaterial nicht nur am Boden, sondern auch in der Höhe der Baumwipfel vorhanden ist. Zu guter Letzt spielt auch die chemische Zusammensetzung des Brennstoffs (der unterschiedlichen Holz- und Blatt-/ Nadelarten) eine bedeutende Rolle, die mitbestimmt, wie explosiv sich ein Waldbrand entwickeln kann.
Des Weiteren sind die meteorologischen Parameter Temperatur, Feuchte und Wind zu nennen, die eine entscheidende Rolle für die Waldbrandgefahr darstellen. Grob gesagt herrschen "günstige" Bedingungen während einer Hitzewelle. Dann werden sehr hohe Temperaturen bei einer nur geringen relativen Luftfeuchtigkeit gemessen. Da solche Hitzewellen meist von einem kräftigen Hochdruckgebiet begleitet werden, sorgt dieses zudem für einen niederschlagsarmen Wetterabschnitt mit einem zu vernachlässigenden Schauer- und Gewitterrisiko. Zuletzt fehlt noch ein Parameter, der während solch einer Hitzewelle nicht unbedingt besorgniserregend hohe Messwerte erreicht, der aber auch bei geringer Ausprägung bereits einen großen Einfluss auf das Brandpotential haben kann - der Wind. Selbst bei schwacher Windbewegung in Verbindung mit der heißen Luftmasse wird die Verdunstung und somit die Trocknung verstärkt und ein bereits loderndes Feuer wird durch den Wind weiter angefacht. Zudem ist die Windrichtung ein sehr wichtiger Punkt, denn diese sorgt besonders bei hoher Variabilität für eine unberechenbare Ausbreitung des Feuers und es wird mal in die eine, mal in die andere Richtung getrieben. Meist ist der Wind während solch einer Hitzewelle noch schwach, doch spätestens zu ihrem Ende frischt er mit Annäherung eines Tiefdruckgebietes auf, unabhängig von lokalen durch die Orografie verursachten Windeffekten.
Schließlich muss auch die Orografie erwähnt werden, die die mögliche Ausbreitung eines Feuers sehr stark beeinflusst. Dabei sorgt vor allem die Stärke der Hangneigung für unterschiedlich ausgeprägte Entwicklungsstadien eines Waldbrandes. Je stärker die Neigung, desto schneller kann sich ein Brand ausbreiten. Dies ist vergleichbar mit einem unterschiedlich geneigten brennenden Streichholz.
All diese Punkte greifen ineinander, denn die Verteilung des Brennholzes in einem topografisch sehr variablen Gebiet unter den dortigen unterschiedlichen Windverhältnissen sorgt letztendlich für das endgültige Waldbrandrisiko. Entsprechend kompliziert gestalten sich die Vorhersagen der Waldbrandgefahr, die als
Waldbrandgefahrenindex bei uns in Deutschland im Übrigen von den Mitarbeitern der Forstämter herausgegeben werden. Für Deutschland sind die entsprechenden Vorhersagen auch auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes einzusehen:
http://www.wettergefahren.de/warnungen/indizes/waldbrand.html .
Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.07.2017
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