Dass sich der Ozean immer in Bewegung befindet, kann man einfach anhand der Gezeiten beobachten (siehe Teil 2 im Thema des Tages vom 16.05.17). Als weiteres Beispiel dient sicherlich der Golfstrom, der warmes Wasser aus dem Golf von Mexiko bis an die europäische Atlantikküste transportiert und somit die "Heizung" für den Westen Europas darstellt. Allerdings ist dieser für Wellenreiter nur von geringer Bedeutung und höchstens für die "Warmwassersurfer" interessant. Wichtiger sind da die Strömungen im unmittelbaren Küstenbereich.
Wie man bereits bei der Vorstellung eines "Shorebreaks" (siehe Teil 2) vermuten kann, ändern sich zwischen Ebbe und Flut auch die Strömungsbedingungen. Innerhalb von einer Stunde kann sich die Strömung rasch verstärken. Aber auch an Tagen mit kräftigen Böen können Strömungen im Küstenbereich innerhalb von kurzer Zeit gefährlich werden. Zusätzlich beeinflussen lokale Winde die Wasseroberfläche und versetzen diese zusätzlich in Bewegung, wodurch es unter Umständen schwerer fällt, das Surfbrett in Position zu halten. Deshalb sollte man beim Surfen immer die aktuellen Strömungsbedingungen im Blick halten.
Es gibt aber auch Strömungen, die man sich als Surfer zunutze machen kann, um schnell und energiesparend ins "Line up" zu kommen, ohne großartig gegen die brechenden Weißwasserwalzen ankämpfen zu müssen. Das Wasser der am Ufer brechenden Wellen muss wieder zurück ins Meer abfließen. Dafür sucht es sich den Weg des geringsten Widerstandes. Und dieser führt nicht direkt zurück in die brechenden Wellen, sondern durch küstennahe Vertiefungen im Untergrund. Die so entstehende Gegenströmung wird dann als "Channel" (engl. für Kanal, auch "Brandungsrückstrom") bezeichnet. "Channels" erkennt man meist an der aufgewühlten, unebenen Wasseroberfläche in einem Bereich, in dem die Wellen nicht richtig brechen. Dort erfährt der paddelnde Surfer einen leichten Sog, der ihn hinaus aufs Meer zieht.
Übrigens bezeichnet man den Surfspot am Strand, bei dem die Wellen über Sand brechen als "Beachbreak". Vor allem für Anfänger ist dieser Spot gut zum Üben, da man beim Sturz vom Board "nur" auf den weichen Sand fällt. Allerdings verformt sich die Sandbank durch die Brandung, sodass sich der Ort, an dem brechende Wellen auftreten, ebenfalls mit der Zeit verändert.
Konstanter brechen die Wellen dagegen über Riffen. Diese Orte bezeichnet man als "Reefbreaks". Dabei werden die Wellen durch plötzlich aus dem Meeresboden ragenden Felsen, Steinen, Korallen oder Lava unterhalb der Wasseroberfläche abgebremst. Somit bauen sich die Wellen sehr schnell und steil auf und brechen bei gleichbleibendem Wasserstand immer an derselben Stelle. Das Riff muss sich nicht unbedingt in unmittelbarer Küstennähe befinden. Teilweise muss man weit hinaus aufs Meer paddeln oder benötigt sogar ein Boot, um dieses zu erreichen. Allerdings sollte man sich vor dem Surfen über den geeigneten Wasserstand und die Beschaffenheit des Riffs erkundigen. Denn so schön die Wellen dort brechen mögen, so gefährlich kann der Untergrund werden. Bei Niedrigwasser können sich messerscharfe Korallenriffe, Seeigel oder Steine und Felsen direkt unter der Wasseroberfläche befinden und bei einem Sturz zu üblen Verletzungen oder Schäden am Material führen.
Auch den "Pointbreak" sollte man nicht vergessen. Dabei trifft die Welle nicht direkt auf Land sondern bricht um einen bestimmten Punkt herum, z.B. an der Spitze einer Landzunge. Diese Welle kann dann im Vergleich zum "Beachbreak" meist sehr lange entlang der Küste gesurft werden. Der Untergrund besteht meist aus Sand oder aus Riff. Da die Wasserwalzen allerdings nur wenige Meter vom Ufer entfernt brechen, ist der Ein- und Ausstieg nicht immer einfach. Entsprechend sollte man "Setpausen" abwarten und dann zügig in das "Line up" paddeln. Wird man von einer Welle erwischt, besteht die Gefahr auf das Ufer, das meist aus Felsen oder Steinen besteht, geschleudert zu werden.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.07.2017
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