Am heutigen Donnerstag soll der Blick über den Globus schweifen und einzelne markante, teils auch rekordverdächtige Wetterereignisse beleuchten:
Südamerika:
Den Startschuss geben wir in Südamerika, wo in der Südhälfte im dortigen Südwinter ungewöhnlich tiefe Temperaturen das Leben erstarren ließen. In der Nacht zum Dienstag sank die Lufttemperatur verbreitet auf Werte unter den Gefrierpunkt. In Argentinien lagen nur einzelne küstennahe Regionen sowie der äußerste Süden im niedrigen positiven Temperaturbereich. Auch in Paraguay und Uruguay herrschten Tiefstwerte um bzw. unter dem Gefrierpunkt vor. Selbst im Süden Brasiliens sanken die Werte an 12 offiziellen Wetterstationen in den Frostbereich. Auch in der Nacht auf Mittwoch wurden von Bolivien und dem Süden Brasiliens bis nach Feuerland Tiefstwerte zwischen kalten -5 und +8 Grad gemessen. Gerade Argentinien und Chile kämpfen schon seit mehreren Tagen mit dieser ungewöhnlichen Kälte. In der Nacht auf Sonntag wurden beispielsweise auf 845 Metern Höhe an der Station "Carlos de Bariloche" im Süden Argentiniens -25 Grad gemessen. Auch tagsüber stiegen die Temperaturen in Argentinien und Uruguay sowie in Teilen Chiles vorübergehend nur auf Maxima von 2 bis 14 Grad, im höheren Bergland herrschte Dauerfrost. Zu den niedrigen Temperaturen wurde in Argentinien und Chile sogar abseits der Berge etwas Schnee gesichtet, was dort ein außergewöhnliches Ereignis ist. In Santiago de Chile soll es bei Temperaturen um 0 Grad die stärksten Schneefälle seit 46 Jahren gegeben haben und es kam vielerorts zu Stromausfällen durch umgestürzte Bäume.
Karibik:
Mit einem Schwenk nach Norden gelangen wir in die Karibikregion. Dort drehte der kleine Tropensturm "DON" seine Kreise und bedrohte diverse Karibikinseln. Er verlagerte sich langsam westwärts und überquerte zunächst die Regionen um Grenada und Tobago. Da sich DON jedoch nicht weiter entwickelte und stattdessen wieder abschwächte, wurde er schließlich nicht als Hurrikan eingestuft. Die größte Gefahr ging von den ergiebigen Regenfällen aus.
Pazifik:
Weiter westlich im Pazifik geht es dagegen schon deutlich mehr zu Sache. Gleich drei tropische Stürme ziehen dort ihre Bahnen. Am stärksten braust dort Hurrikan "Fernanda" über das Meer. Dabei produzierte Fernanda bei einem Kerndruck von 987 hPa Böen von Orkanstärke (größer 118 km/h). Ihre weitere Zugbahn wird wohl unter Abschwächung nördlich an Hawaii vorbeiführen. Gefolgt wird "Fernanda" vom tropischen Tief "Eight-E" und dem tropischen Sturm "Greg". Vor allem "Greg" konnte sich ebenfalls schon deutlich intensivieren. Bei einem Kerndruck von etwa 1005 hPa sind derzeit Windspitzen bis 100 km/h möglich.
Spanien:
Aber auch in Europa geht es beim Wetter hoch her. Gleich in mehreren Regionen wurden extreme Wetterereignisse in den vergangenen Tagen registriert. In Spanien schwitzten die Menschen in diesem Sommer nahezu täglich. Seit dem 11. Juli hat eine Hitzewelle weite Teile Spaniens erneut im Griff. Vielerorts stiegen die Temperaturen auf Werte über 40 Grad. Auch am Dienstag, den 20. Juli, lagen die Höchstwerte in Spanien verbreitet noch zwischen 35 und 42 Grad. Den Höhepunkt hatte die Hitzewelle am 13. Juli, als in "Montoro" beispielsweise ein Maximum von 47,3 Grad gemessen wurde (Spanischer Rekord). In Cordoba wurden gleichzeitig 47,0 Grad registriert.
Türkei:
In anderen Teilen Europas dominieren dagegen Blitz und Donner mit sämtlichen Begleiterscheinungen das Wetter. Im Westen der Türkei haben beispielsweise heftige Gewitter zu Überschwemmungen und beispielsweise in Istanbul einem Verkehrschaos geführt. Innerhalb von kurzer Zeit fielen dort bis zu 80 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Einige Straßen standen bis zu einem Meter tief unter Wasser. Die Regenfluten rissen sogar Autos mit.
England:
Auch im Süden von England wüteten kräftige Gewitter mit heftigem Starkregen. Betroffen waren vor allem der Raum London sowie Cornwall, wo dutzende Häuser evakuiert werden mussten, als sich nach einem heftigen Gewitter an der Südküste eine massive Flutwelle durch den Ort Coverack schob.
Benelux und Deutschland:
Am gestrigen Mittwoch erwischte es schließlich auch Belgien, die Niederlande und Deutschland. In der schwülheißen Luftmasse entwickelten sich schwere Gewitter, die sich teilweise zu einer Gewitterlinie organisierten und ostwärts über die genannten Länder hinwegzogen. Dabei setzen die Gewitter gebietsweise ganze Landstriche unter Wasser oder bedeckten diese mit einer weißen Hagelhülle. Vor allem im Rheinland zwischen Duisburg und Bonn schüttete es wie aus Eimern. In Köln, Leverkusen und Haan-Gruiten (alle NRW) fielen dabei über 50 Liter Regen pro Quadratmeter in weniger als einer Stunde. Die Station Köln-Stammheim meldete schließlich 95 Liter in 18 Stunden. Aber auch in Bayern, Thüringen und Hessen wurden lokal Regenmengen über 30 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden registriert. Größerer Hagel fiel regional ebenfalls vom Himmel. Vielerorts wurden Hagelkörner mit einem Durchmesser von 2 bis 4 cm beobachtet. Laut Radarinformation waren lokal begrenzt aber durchaus Größen bis 7 cm wahrscheinlich. Zudem wehte der Wind mit Spitzengeschwindigkeiten bis 100 km/h. Am Flughafen Köln-Bonn wurden beispielsweise Böen von 94 km/h gemessen. Getoppt wurde dieser Wert noch vom Brocken, auf dem zwischenzeitlich Böen bis 118 km/h auftraten.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.07.2017
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