Die Nacht zum gestrigen Sonntag wurde verbreitet im Ruhrgebiet, die vergangene Nacht in Teilen Mitteldeutschlands sowie im Berliner Raum als "warm und stickig" empfunden. Man schlief schlecht, denn die Temperatur sank nicht unter die 20-°C-Marke. In diesem Falle spricht man im klimatologischen Sinne von einer "Tropennacht". Spitzenreiter mit den höchsten nächtlichen Temperaturminima innerhalb des DWD-Messnetzes waren gestern die Station Köln-Stammheim mit 21,8 °C und heute früh im sachsen-anhaltischen Holzdorf (Flugplatz) mit 20,2 °C. Im relativ kühlen Mitteleuropa treten Tropennächte innerhalb von Hitzewellen auf und sind im statistischen Mittel eher selten.
Auch in den kommenden Nächten ist im Süden und Osten noch mit "tropischen Temperaturen" zu rechnen, und erst recht am Tage! Der Deutsche Wetterdienst warnt für heute und morgen vor Hitze im Süden und Osten Deutschlands. Mensch und Natur leiden unter der Hitze, insbesondere die "Schwüle" kann unser Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Schwüle charakterisiert die Behinderung der Fähigkeit des menschlichen Körpers, über Verdunstung (Schwitzen) Wärme an die Umgebung abzugeben. Bei hoher Luftfeuchte kann Wärmestau zu Hyperthermie und im Extremfalle zu lebensbedrohendem Hitzschlag führen.
Wann aber ist es schwül? Schwüle ist ein subjektives Empfinden, es gibt keine eindeutige, meteorologisch fundierte Definition. Man kann aber eine "Schwülegrenze" anhand einer Kombination von Werten im Temperatur-Feuchte-Milieu festlegen. Ausgangspunkt einer vereinfachten Betrachtung ohne die Berücksichtigung von Wärmestrahlung, Luftbewegung sowie körperlicher Aktivität ist ein absoluter Wert, und zwar ein Dampfdruck von 18,8 hPa, der einem Taupunkt von 17 °C entspricht.
Je höher die Lufttemperatur ist, desto geringer wird die zur Realisierung eines Dampfdruckes von 18,8 hPa notwendige relative Feuchte. Bei einer aktuellen Temperatur von ca. 17 °C beträgt der Sättigungsdampfdruck gerade 18,8 hPa, d.h. es müssen etwa 100 % relative Feuchte herrschen, um Schwüle zu erreichen. Bei 20 °C werden immerhin 80 %, bei 30 °C noch 44 % und bei 40 °C nur ca. 25 % relative Luftfeuchte benötigt, um das Milieu als schwül zu empfinden.
Auf der unten stehenden Karte finden Sie eine numerische Prognose der bis 18:00 Uhr UTC (20:00 Uhr MESZ) erwarteten Tageshöchsttemperaturen für den morgigen Dienstag, den 1. August 2017. In Bayern sind bis zu 37 °C zu befürchten! Man beachte außerdem die vom Saarland bis zur Uckermark verlaufende, fette rote 30-°C-Isotherme, die von einem breiten Streifen mit Temperaturen zwischen 25 °C und 29 °C gesäumt wird. Dieser Saum begrenzt die derzeit in Mitteleuropa dominierende kontinentale Warmluftmasse. Weiter nordwestlich liegt deutlich kühlere, frische Meeresluft.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.07.2017
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