Das "Thema des Tages" am gestrigen Montag drehte sich u.a. um Hitze, das des vorgestrigen Sonntags u.a. um Gewitter. Da drängt sich das Thema "Hitzegewitter" förmlich auf. Bevor hier aber die Frage geklärt werden soll, ob es sich bei den heute (1.8.) zu erwartenden Gewittern um Hitzegewitter handelt, erstmal ein kurzer Blick zurück in die vergangene Nacht.
Schließlich hat es in der Nacht schon in einem breiten Streifen von der Saar und der Eifel im Westen bis nach Mitteldeutschland im Osten ordentlich gewittert. In der entsprechenden Grafik sind dabei zwei Informationen enthalten: die Niederschlagsmengen und die höchsten Windgeschwindigkeiten.
Die Niederschlagsmengen sind dabei gleich "doppelt" vertreten. In der Fläche sind die aus Radardaten abgeleiteten 12-stündigen Regensummen für den Zeitraum von 20 Uhr am gestrigen Abend bis heute Morgen um 08 Uhr dargestellt. Ergänzt werden diese durch Beobachtungsdaten aus unserem Messnetz, die als Zahlenwerte (ohne Rahmen) auf den Farbflächen liegen.
Es fällt auf, dass die stärksten Niederschläge einerseits in Hunsrück und Taunus, andererseits in einem Streifen vom Westerwald bis in den Norden Thüringens aufgetreten sind. Das Muster der Niederschlagsfelder sowie die Niederschlagsspitzen gibt das Radarbild sehr schön wieder. Im unserem Messnetz war die Station mit dem bezeichnenden Namen WETTER (Hessen) mit 45 mm (Liter pro Quadratmeter) führend. Auf dem zweiten Platz folgte HAHN im Hunsrück mit 41 mm. Anhand des Radarbildes lässt sich aber erkennen, dass es lokal noch höhere Regensummen gegeben hat.
Die Informationen zu den höchsten Windgeschwindigkeiten sind als Zahlenwerte abgebildet, wobei die entsprechenden Werte schwarz hinterlegt und in km/h angegeben sind. Mit 112 km/h wurde in IDAR-OBERSTEIN die stärkste Böe gemessen.
Es fällt auf, dass die höchsten Windgeschwindigkeiten auf der Südflanke und meist etwas abseits der stärksten Niederschläge aufgetreten sind. Die Gründe dafür liegen einerseits in der Orografie, andererseits aber auch in der Dynamik der Gewittersysteme. Diese Trennung der sogenannten Begleiterscheinungen der Gewitter bedeutet auch eine Trennung des Schadenspotentials. Salopp gesagt: Dort, wo die Keller vollgelaufen sind, war die Gefahr durch umstürzende Bäume gering.
Und heute? Hitzegewitter? Von einem Hitzegewitter spricht man, wenn sich der Boden und über diesen auch die unteren Luftschichten durch Einstrahlung so stark aufheizen, dass die heiße Luft nach oben steigt und dadurch ein Gewitter entsteht. Bei der Entwicklung der heutigen (Unwetter-) Gewitter spielen aber auch andere Faktoren (ein Tiefdruckgebiet, eine Luftmassengrenze, die Höhenströmung u.a.) eine Rolle, so dass es sich nicht um klassische Hitzegewitter handelt.
Mit anderen Worten: Heute erwarten uns trotz Hitze keine (klassischen) Hitzegewitter.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.08.2017
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