Zum Wochenstart werden Sonnenfans endlich belohnt, denn sie wurden in der vergangenen Woche ganz schön auf die Geduldsprobe gestellt: Grau in grau zeigte sich oft der Himmel, mancherorts regnete es sogar tagelang. "Das ist gut für die Natur" sagen die einen - "und die Schlangen vor den Eisdielen sind kürzer" trösten sich die anderen. Aber so wirklich toll finden die meisten den Regen trotzdem nicht, vor allem nicht im Urlaub. Aber warum eigentlich? Viele Kinder lieben doch (noch) Regenwetter. Durch Pfützen zu springen und total durchnässt im Regen zu tollen ist für sie meist mit mehr Spaß und Glück verbunden als eitel "Sommer, Sonne, Sonnenschein". Aber wann hat sich das geändert? Wer hat uns Erwachsenen beigebracht, Regen wäre schlechtes Wetter?
Anstatt die Schultern hochzuziehen und missmutig zu werden, könnten wir das "miese Wetter" auch mal mit anderen Augen sehen; denn Regen ist ja nichts anderes als Leben spendendes Wasser, ohne das kein Leben auf der Erde möglich wäre. Eigentlich wäre das schon Grund genug, dem Regen etwas wohlgesonnener (warum eigentlich nicht "wohlgeregneter"?) gegenüber zu stehen. Aber es gibt weitere positive Aspekte, wie zum Beispiel, dass Regen verbindet. Etwa Wanderer, die in einer Hütte Unterschlupf suchen und zusammenrücken, wenn es draußen gießt. Regen erzeugt Nähe und nicht ohne Grund schüttet es in romantischen Filmszenen oft wie aus Eimern. Niederschlag verleiht Szenen etwas Besonderes, nicht nur etwas Düsteres, sondern auch etwas Sinnliches. Woody Allen schrieb einmal: "Wer sich meine Filme ansieht, wird feststellen, dass so gut wie nie die Sonne scheint, sondern der Himmel immer grau ist. Ich liebe es einfach, wenn es draußen regnerisch ist."
Und mal ehrlich: Würden wir uns noch über Sonnenschein freuen, wenn es jeden Tag sonnig wäre? Oft ist es ja gerade die Abwechslung, die reizvoll ist. Ohne Leid keine Freude. Ohne Arbeit kein Urlaub. Regen ist also gut für den Kontrast.
Wem das zu abgestumpft klingt, dem sei hinzugefügt, dass Regen außerdem schlau macht. Australische Forscher fanden heraus, dass Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit bei Regenwetter dreimal höher sind als bei Sonnenschein.
Und last but not least: Regen macht nicht nur schlau, sondern auch schön. Schon seit längerem gibt es die Theorie, dass Sprühregen gut für den Teint ist. Mittlerweile kann ?frau? in Drogeriemärkten deshalb sogar kleine Sprühfläschchen mit Wasser kaufen, die dank geschickter Vermarktung teuer unter Namen wie "Eau de Mineral Rafraichissant" verkauft werden. Sparfüchse könnten da beim nächsten Nieselregen auch einfach das Gesicht gen Himmel richten.
Regenwetter hat also einen ganz eigenen Reiz, man muss ihn nur entdecken. Entdecken kann man bei Regen übrigens auch so einiges in der Rheinland-Pfälzischen Landeshauptstadt. Denn
Kommunikationsdesignstudenten haben in Mainz flotte Vierzeiler, Kalauer und Zitate aus Liedtexten mit einer unsichtbaren Farbe auf die Gehwege gesprüht, die immer dann sichtbar werden, wenn es regnet. Die Texte sollen diejenigen, die dem Regen so gar nichts abgewinnen können, ein bisschen aufmuntern, überraschen und zum Nachdenken anregen.
Und wer nun immer noch nicht so wirklich von den guten Seiten des Regens überzeugt ist, dem sei mit auf den Weg gegeben, dass sich ja schlussendlich immer die alte und etwas banale Redewendung bewahrheitet: Auf Regen folgt Sonnenschein.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.08.2017
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