In den letzten Jahren erfreuten wir uns in den ersten beiden Septemberdekaden relativ häufig an warmen und sonnigen Tagen, die meist mit beständigem Hochdruckwetter einhergingen. Dieses Jahr ist jedoch einiges anders. Der klassische "Altweibersommer" wollte sich bisher und wird sich auch in den nächsten Tagen nicht einstellen. Die Witterung ist dagegen geprägt durch Tiefdruckeinfluss, der uns sehr wechselhafte und meist kühle Tage beschert. Dabei kommt es am heutigen Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag zu einem turbulenten Höhenpunkt, denn das Sturmtief SEBASTIAN wird vielerorts Sturm, im Norden stellenweise sogar Orkan bringen.
Tief SEBASTIAN, das sich ausgehend vom Ostatlantik über Irland und Großbritannien zur Nordsee verlagerte, bringt abgesehen vom Südosten verbreitet teils schwere Sturmböen. An den Küsten sowie in Schleswig-Holstein muss stellenweise mit orkanartigen Böen gerechnet werden. Dabei dürften die stärksten Böen entlang der Küste zur Nordsee auftreten. Außerdem kommen zwischen Nord- und Ostsee Schauer und Gewitter auf, die aufgrund des vertikalen Impulstransportes dort örtlich zu orkanartigen Böen führen können. Aus diesen Gründen sind für die Regionen von Ostfriesland über Bremen und Hamburg bis nach Schleswig-Holstein Unwetterwarnungen in Kraft.
In der Mitte sowie in großen Teilen Ostdeutschlands ist der Sturm etwas schwächer, trotzdem muss auch dort von Sturmböen oder einzelnen schweren Sturmböen ausgegangen werden. Im Süden des Bundesgebiets wird das Tiefdruckgebiet dagegen nur abgeschwächt mit starken oder stürmischen Böen wahrgenommen. Naturgemäß hebt sich die Stärke der Böen in den höheren Lagen der Mittelgebirge von jenen im Flachland deutlich ab, sodass es dort ebenfalls zu schweren Sturmböen oder Orkanböen kommen wird. An den Alpen stellt sich eine föhnige Situation ein, wobei dort in den mittleren und höheren Lagen Sturmböen wahrscheinlich sind. Besucher auf der Zugspitze müssen sich gut festhalten, immerhin sind dort einzelne Orkanböen wahrscheinlich.
Der Höhepunkt der Windentwicklung wird im Nordwesten ab den Mittagsstunden erwartet. Am Nachmittag und am Abend verlagert sich das stärkste Windfeld allmählich auch an die Ostsee und nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Böen schwächen sich in der Nacht zum Donnerstag zwar ab, allerdings kommt die zu SEBASTIAN gehörende Kaltfront, die quer über der südlichen Mitte liegen wird, vorübergehend nicht mehr weiter nach Süden voran. Dabei wird von den Modellen gebietsweise stärkerer Regen simuliert, der stellenweise auch die Schwelle zum Unwetter (ergiebiger Dauerregen) überschreiten kann. Am ehesten davon betroffen ist das Saarland, die südliche Pfalz, das nördliche Baden-Württemberg sowie Teile Frankens. Allerdings muss bei solchen meteorologischen Randbedingungen immer mit kleineren Überraschungen gerechnet werden.
Es gilt aber vor allem tagsüber einen weiteren Gefahrenaspekt zu berücksichtigen: Im frühen Herbst ist die Vegetation noch überall belaubt, daher können schon schwere Sturmböen (das sind Böen unterhalb des Unwetterkriteriums) zu entwurzelten Bäumen führen. Dementsprechend ist auch in jenen Gebieten erhöhte Aufmerksamkeit notwendig, die mit einer Warnung vor Sturmböen oder vor schweren Sturmböen versehen sind. Alle Informationen zur Wettersituation sowie die aktuellsten Wetter- und Unwetterwarnungen finden Sie zu jeder Zeit im Internet unter www.dwd.de sowie in unserer WarnWetter-App. Kommen Sie gut durch diesen Tag!
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2017
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