Hurrikan NATE: Glück im Unglück für die US-Golfküste

In der Nacht zum Sonntag ist Hurrikan NATE mit seinem Zentrum im Bereich der Mississippimündung auf die US-Golfküste getroffen und zog im weiteren Verlauf unter Abschwächung zu einem Tropensturm über die Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama nach Tennessee und Kentucky. Dort "degenerierte" NATE heute (Montag) früh zu einem tropischen Tief, um sich auf seinem weiteren Weg in den zentralen Osten und Nordosten der USA schließlich zu einem außertropischen Tief umzuwandeln.


NATE ist bereits der neunte Hurrikan der laufenden Atlantiksaison, die damit bereits jetzt die aktivste seit 2012 ist. Noch außergewöhnlicher ist die Tatsache, dass diese neun Hurrikane unmittelbar aufeinander folgten, ohne dass zwischendurch ein schwächerer tropischer Sturm diese Reihe unterbrechen konnte. Eine solch lange, ununterbrochene Reihe von Hurrikanen gab es seit 1893 nicht. Darüber hinaus trafen zum ersten Mal seit 2008 in einer Saison drei Hurrikane (NATE, MARIA und HARVEY) direkt auf das US-amerikanische Festland. Es lässt sich also festhalten, dass die laufende atlantische Hurrikansaison in vielerlei Hinsicht besonders ist.


Eine meterhohe Sturmflut an der Küste, Überschwemmungen durch sintflutartige Regenfälle bis weit ins Landesinnere und Sturm sowie Tornados sorgten zwar für einiges an Schaden, die Bewohner der betroffenen US-Südstaaten können sich aber glücklich schätzen, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Denn NATE war während seines Weges über den Golf von Mexiko nach Norden Richtung US-Küste nicht in der Lage eine geschlossene "Eyewall" (auf deutsch: Augenwand) zu bilden. Darunter versteht man einen Ring von kräftigen und sehr hochreichenden Schauer- und Gewitterwolken, der das typischerweise eher wolkenarme Auge des Hurrikans umgibt. Eine sich entwickelnde, geschlossene Eyewall markiert in der Regel den Beginn einer raschen Intensivierung des tropischen Wirbelsturms, wobei die höchsten Windgeschwindigkeiten unter eben jenem "Gewitterring" auftreten. Da dieser Prozess bei NATE entgegen vieler Prognosen ausblieb, ging er schließlich "nur" als Hurrikan der niedrigsten, ersten Kategorie an Land.


Nicht vergessen sollte man aber an dieser Stelle, dass NATE als tropischer Sturm an anderer Stelle durchaus für schlimme Auswirkungen gesorgt hat. In Mittelamerika, von Panama bis Honduras, forderten insbesondere Erdrutsche und Sturzfluten als Folge heftiger Regenfälle auf bereits wassergesättigte Böden mindestens 38 Menschenleben.


Offiziell läuft die atlantische Hurrikansaison noch bis Ende November, bevor sich die Voraussetzungen für die Entwicklung tropischer Wirbelstürme anschließend signifikant verschlechtern. Es ist also davon auszugehen, dass sich die Zahl der tropischen Stürme und Hurrikane in der von Fachleuten bereits als "hyperaktiv" bezeichneten Saison noch weiter erhöht. Bleibt zu hoffen, dass diese potentiellen Stürme reine "Fischstürme" bleiben und keine bewohnten Gebiete mehr bedrohen.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.10.2017

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